Konflikt-Verlagerung nach Asien?

Von Wolfgang Effenberger – 9. März 2023

Am 20. Februar 2023 – kurz vor dem Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine – listete das chinesische Außenministerium in einer Studie akribisch alle Verfehlungen in den 250 Jahren amerikanischer Geschichte auf: Eine Warnung vor den Gefahren einer US-Herrschaft: „Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist von Gewalt und Expansion geprägt. Seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1776 haben die Vereinigten Staaten ständig versucht, mit Gewalt zu expandieren: Sie schlachteten Indianer ab, fielen in Kanada ein, führten einen Krieg gegen Mexiko, zettelten den Amerikanisch-Spanischen Krieg an und annektierten Hawaii. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die USA unter anderem den Korea-Krieg, den Vietnam-Krieg, den Golf-Krieg, den Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Krieg, den Irak-Krieg, den Libyen-Krieg und den Syrien-Krieg provoziert oder begonnen und dabei ihre militärische Hegemonie missbraucht, um den Weg für expansionistische Ziele zu ebnen. In den letzten Jahren hat das durchschnittliche jährliche Militärbudget der USA 700 Milliarden US-Dollar überschritten und macht damit 40 Prozent des weltweiten Gesamtbudgets aus, mehr als die 15 Länder hinter den USA zusammen. Die Vereinigten Staaten verfügen über etwa 800 Militärstützpunkte in Übersee, und 173.000 Soldaten sind in 159 Ländern stationiert.“ Erstaunlich, dass die Strategen in Peking diese Faktenlage erst jetzt so deutlich aufzeigen. Bis ca. 2005 hat China noch mit den USA kooperiert, ab dann wurde der Konfrontationskurs eingeschlagen.

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Hetze in Reinkultur: der „Spiegel“ und die russischen Frauen

Von Thomas Röper – 8. März 2023

Ausgerechnet am Morgen des 8. März, des Internationalen Frauentages, hat der Spiegel einen Artikel veröffentlicht, der gegen russische Frauen insgesamt und gegen weibliche russische Regierungsmitglieder im Besonderen hetzt. – Der 8. März ist in Russland ein besonders wichtiger Feiertag. Es ist der Internationale Frauentag und an dem Tag werden die Frauen von den Männern verwöhnt und sie werden gefeiert. Eine Spiegel-Redakteurin nahm den 8. März als Gelegenheit, um gegen Frauen in Russland zu hetzen und veröffentlichte einen Artikel mit der Überschrift „Stützen des russischen Regimes – Die Frauen hinter Putin“, in dem sie eine Reihe von Frauen, die an Schlüsselstellen der russischen Regierung arbeiten, heftig angegriffen und gegen sie gehetzt hat. Ich will hier nicht im Einzelnen auf all die Lügen eingehen, die in dem Artikel zu lesen sind, sondern nur auf eine wichtige Kleinigkeit. Danach lasse ich eine der vom Spiegel angegriffenen Frauen zu Wort kommen, die auf den Spiegel-Artikel geantwortet hat.

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„Spuren führen in die Ukraine“: eine „Nord-Stream-Show“ der US-Regierung?

Von Thomas Röper – 8. März 2023

Am 7. März wurde gemeldet, dass die Spuren zur Nord-Stream-Sprengung „in die Ukraine führen“. Interessant ist, dass unterschiedliche Medien unter Berufung auf unterschiedliche Quellen das gleichzeitig gemeldet haben, was auf eine gesteuerte Medienkampagne hindeutet. – Ich habe den Artikel der New York Times, die berichtet hat, eine Gruppe Ukrainer hätte die Nord Streams gesprengt, bereits übersetzt. Während ich noch an der Übersetzung saß, haben auch deutsche Medien gemeldet, dass die Spuren zur Nord-Stream-Sprengung „in die Ukraine führen“. Das hätten gemeinsame Recherchen von ARD-Hauptstadtstudio, des ARD-Politikmagazins Kontraste, des SWR und der Zeit ergeben. In der Tagesschau war das – im Gegensatz zur Hersh-Recherche vor einigen Wochen – sogar der Aufmacher in der 20.15-Uhr-Sendung der Tagesschau. Die New York Times beruft sich in ihrem Artikel auf ungenannte Quellen bei den US-Geheimdiensten, während die deutschen Medien sich auf eigene Recherchen und Erkenntnisse deutscher Ermittler berufen. Die amerikanische New York Times und die deutschen Medien berufen sich also eindeutig auf unterschiedliche Quellen, haben ihre im Kern gleichlautenden „Enthüllungen“ aber fast exakt zeitgleich veröffentlicht. Da wir hier von angeblich streng geheimen Erkenntnissen der US-Geheimdienste und ebenso streng geheimen Erkenntnissen der deutschen Ermittler sprechen – immerhin hat die Bundesregierung die Beantwortung von Kleinen Anfragen zu dem Thema mit dem Hinweis auf „Geheimhaltungsinteressen“ verweigert -, muss man davon ausgehen, dass hier eine von staatlichen Stellen der USA und der Bundesrepublik koordinierte Medienkampagne gestartet wurde, anders lässt sich das in meinen Augen nicht erklären. Daher werden wir uns nun anschauen, was dahinter stecken könnte. Ich sage es gleich vorweg: Ich tue hier etwas, was ich nicht gerne tue, denn ich spekuliere in der zweiten Hälfte dieses Artikels ein wenig. Aber diese Geschichte lädt geradezu dazu ein, darüber zu spekulieren und das Schöne ist, dass wir in diesem Fall schon in wenigen Tagen oder Wochen wissen werden, ob sich diese Spekulationen bestätigen.

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„Vorausschauende Politik müsste eine neue europäische Friedens- und Sicherheitsordnung planen … Sowohl die Ukraine als auch Russland müssen darin ihren Platz haben“

Interview mit General a. D. Harald Kujat. Interview: Zeitgeschehen im Fokus – 8. März 2023

Zeitgeschehen im Fokus: Es ist wieder Krieg in Europa. Wie in den beiden großen Kriegen des letzten Jahrhunderts spielen die Vereinigten Staaten eine zentrale Rolle, was die Zukunft unseres Kontinents betrifft. Auch China hat sich mit einem Positionspapier zu Wort gemeldet und ruft zu einem Waffenstillstand auf. Welche geopolitische Dimension hat der Ukrainekrieg?

General a. D. Harald Kujat: Das 21. Jahrhundert ist geprägt vom Aufstieg Chinas als wirtschaftliche und militärische Weltmacht und von der Rivalität der großen Mächte, der Vereinigten Staaten, Russlands und Chinas. Nur China und nicht Russland ist in der Lage, die Vereinigten Staaten als führende Weltmacht abzulösen. Deshalb verfolgen die Vereinigten Staaten im Ukrainekrieg das Ziel, Russland, den zweiten geopolitischen Rivalen, politisch, wirtschaftlich und militärisch so weit zu schwächen, dass sie sich auf die Auseinandersetzung mit China konzentrieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein enger Schulterschluss mit Europa erforderlich. Mit der gleichen Geschlossenheit wie gegen Russland sollen die Europäischen Staaten möglichst auch in den Konflikt mit China eingebunden werden – und gemeinsam mit den regionalen Verbündeten Australien, Japan und Südkorea ein indo-pazifisches Netzwerk von Partnern und Alliierten bilden.

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Die NATO am Pazifik (II)

Von German-Foreign-Policy.com – 7. März 2023

Südkoreas Präsident verzichtet auf Entschädigungen aus Japan für Weltkriegsverbrechen, um den Schulterschluss des Westens gegen China zu ermöglichen. Bundeswehr übt mit Einheiten aus Südkorea. – Zugunsten einer engeren, auch militärischen Kooperation mit dem Westen kündigt Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol einen Verzicht auf japanische Entschädigung für Okkupationsverbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg an. Wie Yoon gestern mitteilte, will er eine Stiftung gründen, die mit südkoreanischen Geldern Zwangsarbeiter entschädigt, die bis 1945 von japanischen Konzernen ausgebeutet wurden. Der Plan stößt in Südkorea auf breiten Protest, wird aber im Westen mit Wohlwollen beobachtet: Er bereitet den Weg für einen gemeinsamen Schulterschluss der transatlantischen Mächte mit Japan und mit Südkorea gegen China. Seoul ist – wie auch Tokio – bereits seit Jahren dabei, seine Zusammenarbeit mit der NATO zu intensivieren; so nimmt Yoon an NATO-Gipfeln teil, die südkoreanischen Streitkräfte planen die Beteiligung an Manövern des transatlantischen Militärbündnisses. Auch die Bundeswehr führt regelmäßig gemeinsame Kriegsübungen mit südkoreanischen Soldaten durch, seit die Fregatte Bayern 2021/22 ihre erste Asien-Pazifik-Fahrt durchführte. Südkorea steigert dabei seinen Militärhaushalt – aktuell um 6,8 Prozent. Am stärksten treibt Japan die Militarisierung der Region.

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Erschießungen von Kriegsgefangenen: Der „Spiegel“ betreibt Kriegspropaganda

Von Thomas Röper – 8. März 2023

Der Spiegel hat einen Artikel über ein Video veröffentlicht, das angeblich die Erschießung eines ukrainischen Kriegsgefangenen zeigt. Über ein Video, das tatsächlich die Erschießung mehrerer russischer Kriegsgefangener zeigt, hat der Spiegel allerdings nicht berichtet. Der Spiegel ist kein objektives und kritisches Medium und erst recht kein Nachrichtenmagazin, sondern eine Propaganda-Schleuder der US-amerikanischen und derzeit vor allem der ukrainischen Narrative. Diesen „bösen“ Vorwurf bestätigt der Spiegel nun einmal mehr selbst. … Am 7. Februar hat der Spiegel einen Artikel mit der Überschrift „In der Nähe von Bachmut – Video soll Exekution eines ukrainischen Soldaten in Kriegsgefangenschaft zeigen“ veröffentlicht, der mit folgender Einleitung begann: „In den sozialen Netzwerken sorgt ein Video für Entsetzen. Es zeigt die Hinrichtung eines offenbar unbewaffneten Mannes, der mutmaßlich ukrainischer Soldat war. Kiew spricht von einem Kriegsverbrechen.“ Damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn niemand weiß, ob das Video authentisch ist und wer oder was dort gezeigt wird. Auch in dem Spiegel-Artikel wird mehrmals wiederholt, dass niemand weiß, ob das Video echt ist. Trotzdem werden offizielle ukrainische Stellen ausführlich zitiert, die von einem Kriegsverbrechen sprechen. Und auch die Bundesregierung wird zitiert, die schockiert sei und mitteilt, „wenn das authentisch ist, dann wäre das ein Kriegsverbrechen“. Klar, es bestreitet schließlich niemand, dass die Erschießung unbewaffneter Kriegsgefangener ein Kriegsverbrechen ist. Das Problem dabei ist eben nur, dass niemand weiß, ob das Video echt ist. Trotzdem hat der Spiegel dem Video einen ausführlichen Artikel gewidmet.

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Die USA beschuldigen Ukrainer, die Nord Streams gesprengt zu haben

Von Thomas Röper – 7. März 2023

Die New York Times hat einen langen Artikel veröffentlicht, in dem Ukrainer beschuldigt werden, die Nord Streams gesprengt zu haben. Sowohl der Artikel ist interessant, als auch, was Spiegel-Leser darüber nicht erfahren. – Die New York Times gilt als eines der medialen Sprachrohre der US-Geheimdienste. Daher verwundert es nicht, dass ausgerechnet die New York Times nun einen langen Artikel veröffentlicht hat, in dem sie sich auf ungenannte Geheimdienst-Quellen beruft, die der New York Times angeblich streng geheime Informationen über die Nord-Stream-Sprengung gegeben haben. Ich werde hier zunächst einige Worte vorwegschicken und auch aufzeigen, was der Spiegel seinen Lesern in seiner Meldung über den Artikel der New York Times verschwiegen hat, und danach den Artikel der New York Times vollständig übersetzen, wie ich es auch mit dem Hersh-Artikel über die Sprengung der Pipelines getan habe. … Es ist wenig überraschend, dass die ungenannten Geheimdienst-Quellen der New York Times genau das erzählt haben, was die US-Regierung möchte, nämlich dass die US-Regierung mit den Sprengungen nichts zu tun hat. Da die Sprengung der Nord Streams außerhalb der westlichen Medienblase, also in etwa 140 der 193 Länder der Welt, immer noch ein großes Thema ist, musste die US-Regierung irgendwie auf die Enthüllungen von Seymour Hersh reagieren und die Schuld von sich weisen. Hersh selbst wurde von der russischen Nachrichtenagentur TASS um einen Kommentar über den Artikel der New York Times gebeten, aber er lehnte das mit folgenden Worten ab: „Ich werde darüber nicht sprechen. Jeder soll seine eigenen Schlüsse ziehen.“

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Stalin: der Totengräber der Revolution

Von David North – 7. März 2023

Vor siebzig Jahren, am 5. März 1953, starb Josef Stalin im Alter von 73 Jahren. Insofern die schlimmsten Niederlagen der Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert auf die Verbrechen und den Verrat einer einzelnen Person zurückgeführt werden können, handelt es sich bei dieser Person um Stalin. Bereits 1927 bezeichnete Trotzki Stalin offen als den „Totengräber der Revolution“. Das erwies sich im buchstäblichen Sinne des Wortes als wahr. Stalin ging als Massenmörder in die Geschichte ein, der die Ermordung der Führer der bolschewistischen Partei und hunderttausender Sozialisten anordnete, die für den Sieg der Oktoberrevolution, die Gründung der UdSSR und den Sieg des Weltsozialismus gekämpft hatten. Doch als Person war Stalin eine mittelmäßige Figur. Sein Aufstieg zur Macht war vollständig mit der bürokratischen Degeneration der bolschewistischen Partei verbunden. Der Stalinismus war im Wesentlichen das Ergebnis davon, dass die Bürokratie der Arbeiterklasse die politische Macht entriss.

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Kampfpanzer statt Dialyse

Von German-Foreign-Policy.com – 6. März 2023

Waffenschmiede Rheinmetall verdrängt Dialysespezialisten Fresenius Medical Care aus dem Dax und will Panzerwerk in der Ukraine bauen. Deutsche Rüstungsbranche gilt als „stärkste in Europa“. – Die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall steigt in den Dax auf und verdrängt den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care aus der Gruppe der 40 größten deutschen Aktienunternehmen. Rheinmetall, schon heute der größte rein nationale Rüstungskonzern der Bundesrepublik, expandiert unter anderem in der boomenden Munitionsproduktion und will ein Werk für die Produktion hochmoderner Kampfpanzer („Panther“) in der Ukraine errichten. Grundlage ist die drastische Aufrüstung der westlichen Staaten und ihrer Verbündeten in den Machtkämpfen vor allem gegen Russland, aber auch gegen China. Die deutsche Rüstungsindustrie profitiert davon auf nationaler Ebene über Aufträge der Bundeswehr, aber auch international über die Ausweitung der Rüstungsausfuhr in andere NATO- oder NATO-nahe Staaten. Bisher ist die deutsche Kernbranche relativ überschaubar und erwirtschaftet einen Umsatz, der – mangels einheitlicher Daten erheblich divergierend – mit Werten zwischen elf und 30 Milliarden Euro pro Jahr beziffert wird. Obwohl Branchenriesen wie BAE Systems und Thales in Deutschland noch nicht existieren, gilt die deutsche Rüstungssparte unter Experten als „die stärkste in Europa“.

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Die politischen Schockwellen der Nord-Stream-Sprengung nehmen nicht ab

Von Thomas Röper – 6. März 2023

Während die deutschen Medien die Nord-Stream-Sprengung zu den Akten gelegt haben, ist das Thema außerhalb der westlichen Medienblase weiterhin präsent. – Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines durch die USA ist international noch immer ein großes Thema, auch wenn die deutschen und anderen westlichen Medien das Thema am liebsten totschweigen. Der Grund ist, dass die USA mit diesem beispiellosen Terrorakt (aus völkerrechtlicher Sicht sogar Kriegsakt) unter anderem gegen den angeblichen [Verbündeten] Deutschland ein neues Niveau erreicht haben, das man noch vor Kurzem für unmöglich gehalten hat. Die USA haben der Welt gezeigt, dass sie sich an keinerlei Regeln mehr halten und dass im Grunde jeder Staat, ob formell Verbündeter der USA oder nicht, Sorgen um seine Versorgungssicherheit haben muss. Hinzu kommt, dass der Terrorakt nicht nur Russland und Deutschland (und andere EU-Staaten) betrifft, sondern Schockwellen auf die internationalen Energiemärkte ausgestrahlt und damit fast jedes Land der Welt betroffen hat. Daher wird das Thema der Nord-Stream-Sprengung außerhalb der westlichen Medienblase weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Am Sonntag hat das russische Fernsehen das in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblich am Beispiel eines Berichtes aus China aufgezeigt, in dem es auch um die rasante Verschlechterung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen ging. Ich habe den russischen Bericht übersetzt.

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