Von Thomas Röper – 19. April 2022
Einer der wichtigsten Vorwürfe Russlands gegen die ukrainische Armee ist, sie missbrauche Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Genau das bestätigt der Spiegel nun, wenn auch wohl ungewollt. – Bei meinem Besuch in Mariupol haben mir viele Zivilisten erzählt, dass sie wochenlang in den Kellern ihrer Häuser ausharren mussten und dass die ukrainische Armee und die Kämpfer des neonazistischen Asow-Bataillons sie nicht herausgelassen haben, während sie sich in den Wohnungen der Zivilisten versteckt und von dort aus gegen die russische Armee gekämpft haben. … Ein solches Vorgehen ist ein Kriegsverbrechen. Und es ist eben dieses Vorgehen der ukrainischen Armee, das der russischen Armee das Leben schwer macht. Die Russen wollen – auch wenn westliche Medien das Gegenteil behaupten – die Zivilbevölkerung schonen. Genau das verhindern aber die ukrainischen Soldaten, wenn sie Zivilisten in die Keller treiben und sich dann in den Wohnungen über diesen Kellern einnisten. Wären die Zivilisten nicht dort, könnte die russische Armee die Häuser notfalls mit schweren Waffen zum Einsturz bringen und so schnelle Erfolge erzielen. Durch das Vorgehen der ukrainischen Seite sind die Russen jedoch gezwungen, die Städte in schwierigen Häuserkämpfen zu erobern. Dabei werden Panzer und Infanterie eingesetzt, wobei die Panzer auf entdeckte ukrainische Kräfte in den Häusern schießen. Dabei werden die Häuser zwar beschädigt und sie geraten in Brand, aber sie stürzen nicht ein, was den Zivilisten in den Kellern das Leben rettet. Ich habe es in Mariupol selbst gesehen: Praktisch kein Haus in der Stadt ist unbeschädigt, fast alle Hochhäuser sind ausgebrannt, aber sie stehen noch. Und auch die Menschen haben mir das bestätigt. Ich konnte mit Menschen sprechen, die gerade erst aus ihrem Keller entkommen waren. Sie erzählten mir nicht nur, dass die Ukrainer sie nicht aus den Kellern lassen wollten, die ukrainischen Soldaten haben sogar gezielt auf Zivilisten geschossen, die trotzdem versucht haben, die Keller zu verlassen und aus den umkämpften Gebieten zu entkommen.