Von Sybille Fuchs und Franci Vier – 11. November 2022
Am 25. September ging in Kassel nach hundert Tagen die documenta 15 zu Ende. Sie wurde von immer neuen Verleumdungen wegen angeblichem Antisemitismus der Kuratoren, Künstler und Organisatoren überschattet. Nach dem Ende der renommierten Ausstellung für zeitgenössische Kunst wurde die Hetzkampagne noch heftiger. Der Spiegel, der sie in seiner Berichterstattung nur noch als „Antisemita“ bezeichnet hatte, erklärte die gesamte documenta 15 für gescheitert. Spiegel-Autor Dietmar Pieper rückte sie sogar in die Nähe der berüchtigten Völkerschauen am Ende des 19. Jahrhunderts. Auch die toxische Debatte über den „Antisemitismus“ des indonesischen Kuratorenteams Ruangrupa geht unvermindert weiter. Sie richtet sich jetzt gegen die Gastprofessur der Ruangrupa-Mitglieder Reza Afisina und Iswanto Hartono in Kassel und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Auch hier protestieren Politiker, Antisemitismusbeauftragte, die Jüdische Gemeinde und Verteidiger der Politik der israelischen Regierung. Die Hochschulen wollen jedoch bisher daran festhalten. Trotz der üblen Berichterstattung ließen es sich 738.000 Besucher und Besucherinnen nicht nehmen, die auf der documenta 15 ausgestellten Werke und Projekte zu sehen. Das waren nur unwesentlich weniger Besucher als bei der letzten Ausstellung 2017.