Von Christian Müller – 21. November 2022
In politischen Berichten und Kommentaren lohnt es sich, die verwendeten Begriffe genau zu beachten. Ist ein Kämpfer ein Freiheitskämpfer, ein Partisan, ein Rebell oder gar ein Terrorist? Und bei Interviews: Welche Fragen werden gestellt, und welche bewusst vermieden? Gefragt sind Aufmerksamkeit und eine gute Portion Medienskepsis. – Anfang Jahr 2014 haben Demonstranten auf dem Maidan in Kiev den ordentlich gewählten Staatspräsidenten Wiktor Janukowytsch vertrieben und abgesetzt. Darauf wurde, mit „beratender“ Beteiligung der USA, eine neue Regierung eingesetzt, in der zum Beispiel auch vier Mitglieder der Neonazi-Partei Swoboda von Oleh Tjahnybok Einsitz hatten. Da diese neue Regierung demokratisch nicht mehr legitimiert war, haben sich die Einwohner der Halbinsel Krim von der Ukraine völkerrechtskonform abgesetzt und mit einem Referendum und mit Zustimmung Moskaus mit Russland wiedervereinigt. Mich – promovierter Historiker und professioneller und geopolitisch interessierter Journalist – hat es im Jahr 2019 interessiert, wie die dortige Bevölkerung fünf Jahre nach der Sezession von der Ukraine und der Wiedervereinigung mit Russland auf diese ihre Entscheidung zurückschaut und wie sie die neue Situation beurteilt. In persönlichen Gesprächen mit etlichen Dutzend Einwohnern der Krim, von der Reinigungsfrau im Hotel in Jalta bis zur Uni-Professorin in Sewastopol und auch mit etlichen Krimtataren – und nicht mit Politikern! – habe ich keine Person – keine! – gefunden, die die Wiedervereinigung mit Russland bedauert und wieder zur Ukraine gehören möchte. Soweit die Fakts.