Interview mit Karin Leukefeld – 30. November 2022
Interview mit der freien Journalistin und Nahost-Expertin Karin Leukefeld. –
Zeitgeschehen im Fokus: Wir haben im Iran wieder einmal medial aufbereitete Unruhen, die im Westen vor allem als Kampf der »unterdrückten Frauen« gegen die Regierung analysiert werden, aber wohl einen anderen Hintergrund haben. Können Sie dazu etwas sagen? Karin Leukefeld: Wenn wir über diese Frage sprechen, dann möchte ich vorausschicken, dass wir sehr wenig über dieses Land wissen. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass der Iran seit der Islamischen Revolution vom Westen als Feindesland betrachtet wird. Vor dieser Zeit war der Iran unter der Regierung des Schahs ein Verbündeter der USA. Im »Westen« wissen die Menschen nicht sehr viel über dieses Land. Man bezeichnet die Regierung als »Extremisten« und seit dem Irakkrieg der USA 2003 als »Expansionisten«. Dazu zählt man auch das Verhalten im Syrienkrieg an der Seite der syrischen Armee. Aber was gesellschaftlich innerhalb des Landes geschieht, darüber wissen wir sehr wenig. Was wir in den letzten Jahren sehen, ist die Folge von 9/11. Dazu muss man sich nochmals vor Augen halten, was der ehemalige US-General, Wesley Clark, berichtete, nämlich dass man nach den Anschlägen im Pentagon überlegt hatte, welche Länder man aus den Angeln heben soll: Der Iran gehörte auch dazu.