Von Jean Shaoul – 5. Juli 2023
Nur wenige Stunden nach dem Beginn des verbrecherischen Angriffs auf Dschenin im nördlichen Westjordanland mussten mehrere tausend Bewohner des dicht besiedelten Flüchtlingslagers aus ihren Häusern fliehen. Laut palästinensischen Angaben hat das Militär die Einwohner mit Drohungen zum Verlassen des Lagers gezwungen. Die Offensive der rechtsextremen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu war der größte Angriff Israels auf eine Stadt im Westjordanland seit Jahren. Bisher wurden mindestens zwölf Palästinenser getötet, darunter vier Kinder. Mindestens 120 weitere wurden verletzt, 20 davon befinden sich in Lebensgefahr. Unter dem Schutz von Luftangriffen bewaffneter Drohnen und Hubschrauber verübten die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) mit Hunderten von Bulldozern willkürliche Gewalt und verwüsteten das Lager. Das Ziel ist, die bewaffneten Gruppen gefangen zu nehmen, die sich Israels Besatzung der palästinensischen Gebiete widersetzen, ihre Waffenlager zu erbeuten, das Leben für die Flüchtlinge unerträglich zu machen und die Zivilbevölkerung im Westjordanland zu verängstigen und einzuschüchtern. Ihr Vorgehen ist ein eklatanter Verstoß gegen die internationalen Kriegs- und Menschenrechtskonventionen, die Militäraktionen gegen Zivilisten verbieten. Die israelischen Soldaten zerstörten Wohnhäuser, Gesundheitseinrichtungen und Moscheen, rissen die meisten Straßen im Umkreis des Lagers auf und hinterließen Trümmerhaufen an den Seiten der Straßen, die nun unbefahrbar sind. Damit wird es für humanitäre Organisationen schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die verbliebenen Einwohner des Lagers zu erreichen. Die grundlegende Infrastruktur wie Wasser, Strom und Telefonnetze sind zerstört. Die Bewohner haben keinen Zugang zum Internet und den sozialen Netzwerken und sind von der Außenwelt abgeschnitten.