Von Thomas Röper – 13. Oktober 2023
Israel fordert eine Million Palästinenser auf, den Norden von Gaza innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Diese geplante ethnische Säuberung wird im Westen als regelrecht humanitäre Maßnahme Israels dargestellt. – Wie würden die westlichen Medien wohl reagieren, wenn Russland die Bewohner einer ukrainischen Stadt auffordern würde, die Stadt innerhalb eines Tages zu verlassen, weil die russische Luftwaffe die Stadt bombardieren wolle, um sie danach mit Bodentruppen zu erobern? Ob die westlichen Medien davon sprechen würden, dass Russland die Menschen „zur Evakuierung“ auffordert? Oder würden die westlichen Medien mit Schaum vorm Mund aufheulen, weil Russland brutal gegen Zivilisten vorgehe und ukrainisches Gebiet erobern wolle? Die Ukraine hat den Donbass acht Jahre lang beschossen und da die Menschen dort sich als Russen empfinden, hat Russland das gleiche Recht wie Israel, die Menschen vor Terrorangriffen zu verteidigen. Aber es soll hier nicht um die Schuldfrage gehen, denn laut Völkerrecht ist es unwichtig, ob jemand angegriffen wird oder angreift, Angreifer und Angegriffener haben sich unabhängig von der Schuldfrage an die Regeln des humanitären Völkerrechts zu halten. Der gezielte Beschuss ziviler Ziele ist beiden Seiten genauso verboten, wie ethnische Säuberungen. … Aber Israel tut genau das: Es fordert eine Million Palästinenser auf, ihre Heimat innerhalb eines Tages zu verlassen und nach Süden zu fliehen, weil Israel danach die Stadt wegbomben will. Der Spiegel formuliert das weitaus freundlicher: „Am Freitagmorgen wurde die Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt aufgefordert, das Gebiet zu verlassen und binnen 24 Stunden gen Süden zu flüchten. Die Armee will ihre Luftschläge auf Wohnhäuser verstärken, in denen zwar Zivilisten wohnen – aber Hamas-Terroristen in den Kellern vermutet werden. Laut Uno sind rund 1,1 Millionen Menschen betroffen.“ Man beachte die Formulierungen im Spiegel: Es sind „Luftschläge auf Wohnhäuser“, keine Bombardierungen, und die sollen verstärkt werden. Israel bombardiert also bereits gezielt Wohngebiete, was ein zweifelsfrei ein Kriegsverbrechen ist, nun aber verstärkt werden soll. Um seine Leser davon abzulenken, dass Israel gezielt Wohngebiete bombardiert, schreibt der Spiegel einschränkend, dass in den Wohnhäusern „zwar Zivilisten wohnen“, aber das ist nicht so schlimm, denn es werden ja „Hamas-Terroristen in den Kellern vermutet.“ Man beachte: „vermutet“. Es reicht für den Spiegel also aus, dass Israel irgendwo einen Terroristen vermutet, um ungestraft ein Wohnhaus inklusive seiner Bewohner dem Erdboden gleichzumachen.