Von Ralph Bosshard – 22. Dezember 2023
Um den Krieg in der Ukraine – nach Wunsch der USA – in die Länge zu ziehen, darf der Glaube an einen möglichen Sieg der Ukraine nicht verloren gehen. Das veranlasst die westlichen Medien, auch kleinste Erfolge der ukrainischen Streitkräfte an die große Glocke zu hängen. Ehrlicher ist es, die militärische Situation vor Ort genau anzuschauen, die keinen Sieg der Ukraine gegen Russland erwarten lässt. Der Militärspezialist von Globalbridge.ch hat das gemacht und setzt zur westlichen Berichterstattung deutliche Fragezeichen.
Seit Wochen dauern nun die Kämpfe um die Ortschaft Krynki in der Oblast Kherson, südlich des Flusses Dnepr (ukrainisch Dnipro) an. Der Übergang von Teilen von vier ukrainischen Marine-Infanteriebrigaden über den Dnepr und seine Nebenflüsse soll wohl von den Misserfolgen der ukrainischen Armee in anderen Abschnitten der Front ablenken. Und natürlich verbreitet die westliche Presse wie immer in solchen Situationen das Narrativ von „verheerenden Verlusten“ der Russen. Derweil geben die Ukrainer erneut große Versprechungen von einem Vorstoß auf die Krim im Frühjahr ab. Wie realistisch ist das alles?
Krynki ist eine Siedlung von circa zweieinhalb Quadratkilometern Ausdehnung und erstreckt sich auf acht Kilometer Länge entlang des Krynka-Flusses, der südlich des Dnepr auf 20 Kilometer parallel zu diesem verläuft. Wie die Gegend nach der Zerstörung des Damms von Nova Kakhovka genau aussieht, wäre nur durch einen Termin vor Ort zu eruieren. Als sicher darf aber gelten, dass die Krynka wie auch der Dnepr in diesem Abschnitt langsam fließen, sich in zahlreiche Nebenarme aufteilen und von mehreren Kilometern breiten Auwäldern gesäumt sind. Durch die Ortschaft Krynki führt die Straße von Nova Kakhovka nach Oleshky in Ost-West-Richtung, aber keine von Norden nach Süden über den Dnepr und seine Nebenflüsse hinweg. Da stellt sich die Frage, weshalb die Ukrainer ausgerechnet hier landeten.