Von Thomas Röper – 28. Januar 2024
Es hat fast schon Tradition, dass der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Westen für Propaganda und vor allem für die Umschreibung der Geschichte missbraucht wird. 2024 war da leider keine Ausnahme.
Im Westen wird versucht, die Geschichte Stück für Stück umzuschreiben. Die Älteren unter uns erinnern sich noch, dass die Rolle der Sowjetunion – also die Ostfront – das beherrschende Thema war, wenn vor 30 oder mehr Jahren, als die Zeitzeugen noch gelebt haben, über den Zweiten Weltkrieg berichtet wurde. Heute wird der Fokus mehr und mehr auf die Rolle der USA gerichtet, die Deutschland angeblich befreit haben, obwohl US-Truppen erst im September 1943 in Italien und im Juni 1944 in der Normandie in den Krieg in Europa eingegriffen haben. Während die Sowjetunion etwa zehn Millionen gefallene Soldaten zu beklagen hatte, haben die USA in Europa „nur“ etwa 292.000 Soldaten verloren. Trotzdem haben angeblich die USA die Nazis besiegt und Deutschland und Europa befreit, wie wir heute in westlichen Geschichtsbüchern Dokumentarfilmen lernen. …
2020 gingen die Versuche, auszutesten, wie weit die Geschichte im öffentlichen Bewusstsein bereits umgeschrieben wurde, so weit, dass der Spiegel zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ein Bild veröffentlichte, auf dem geschrieben stand:
„Auschwitz war das größte Vernichtungslager der Nazis. Sie ermordeten dort mindestens 1,1 Millionen Menschen. Vor 75 Jahren wurde es von der amerikanischen Armee befreit.“
Auch wenn der Spiegel sich später entschuldigt und von einem „extrem peinlichen Fehler“ gesprochen hat, war das kein „Fehler“. Am gleichen Tag hat die US-Botschaft in Dänemark ebenfalls getweetet:
„Heute ist Internationaler Holocaust-Gedenktag. Vor 75 Jahren befreiten amerikanische Soldaten das Lager Auschwitz-Birkenau.“