Von Thomas Röper – 30. Januar 2024
In der Ukraine hat der US-geführte Westen eine Niederlage einstecken müssen. Auch wenn die Kämpfe dort noch einige Zeit weitergehen mögen, ist ein Sieg des Westens nicht mehr möglich. Wie und wo werden die USA ihren Kampf gegen Russland fortsetzen?
Im Konflikt in der Ukraine ging es dem US-geführten Westen nie um die Ukraine, die Ukrainer, Demokratie oder Menschenrechte. Diese Märchen erzählen westliche Politiker und Medien (und viele von denen glauben diese Märchen wahrscheinlich sogar selbst) der Öffentlichkeit, aber mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun. ….
Worum es tatsächlich geht
In der Ukraine geht es ganz banal um Macht und Einfluss. Mit anderen Worten, es geht um Geopolitik. Und die ist im Grunde denkbar einfach. Die USA sind stolz darauf, nach dem Ende des Kalten Krieges zur einzigen Supermacht geworden zu sein, und im Westen wird inzwischen ganz offen gesagt, dass es im Kampf gegen Russland und China um einen Kampf der Systeme und um die Frage geht, ob die weltweite Vorherrschaft des Westens erhalten bleibt. Westliche Kommentatoren malen schreckliche Szenarien darüber an die Wand, was aus der Welt werden könnte, wenn China und Russland die Vorherrschaft des Westens brechen würden.
Übersetzen wir das mal in eine normale Sprache. „Einzige Supermacht“ und „Vorherrschaft“ der USA bedeuten, dass die USA sich als Herrscher über die Welt ansehen, als das Imperium (ja, dieses Wort benutzen US-amerikanische Analysten selbst), das dem Rest der Welt sagt, wie er zu leben hat. Und wie jedes Imperium der Geschichte, angefangen bei den alten Römern bis zum Britischen Empire, verlangen die USA von den von ihnen abhängigen Staaten Tribute.
Und die bezahlen die auch. Deutschland, Japan und Südkorea bezahlen Milliarden dafür, dass US-Soldaten als faktische Besatzer in ihren Ländern stationiert sind. Schon die alten Römer haben sich von ihren Vasallen dafür bezahlen lassen, dass sie sie beschützen. Und wenn es niemanden gab, vor dem die Vasallen beschützt werden mussten, haben die Römer eben selbst ein paar regionale Konflikte organisiert, um ihre Unverzichtbarkeit als Beschützer zu beweisen. Nichts anderes tun die USA auch.
Dass Russland und China sich weigern, sich den Wünschen der USA unterzuordnen und für ihre eigenen Interessen eintreten, ist für die USA nach ihrem Verständnis als Herrscher der Welt, als Imperium, inakzeptabel, denn es besteht die Gefahr, dass andere Länder sich dem Beispiel anschießen und sich den Wünschen und Anweisungen der USA widersetzen. Das würde das Ende der Weltherrschaft der USA bedeuten.
Dabei haben Russland und China sich nicht einmal in Interessen der USA eingemischt. Ihre Sünden bestehen darin, dass China beispielsweise in Afrika ein gern gesehener Partner ist und damit dem US-geführten Westen Konkurrenz macht. Und Russlands Sünde ist beispielsweise, dass Putin vor 20 Jahren dafür gesorgt hat, dass von den russischen Bodenschätzen nicht mehr (wie unter Jelzin) westliche Konzerne, sondern der russische Staat und damit die Menschen in Russland profitieren. Dass Russland dann auch noch die Frechheit besaß, sein eigenes Öl an seiner Börse in St. Petersburg in Rubel und nicht mehr in Dollar zu handeln, kommt noch hinzu.
Diese Maßnahmen waren für die USA der Grund, Russland und China zu Gegnern zu erklären. Dass sie Russland und China damit in ein Bündnis gedrängt haben, das ohne den Druck und die feindseligen Aktionen der USA, wie Sanktionen gegen Russland und Handelskrieg gegen China, wahrscheinlich gar nicht entstanden wäre, ist eine Ironie der Geschichte. Die USA haben Russland und China mit ihrer Politik selbst dazu gedrängt, eng zusammenzurücken, um sich gegen die Aktionen der USA zu verteidigen.