Von Erik Schreiber – 11. Februar 2024
Die bosnisch-serbische Schriftstellerin Lana Bastašić ist zu einer weiteren Zielscheibe der staatlich unterstützten Unterdrückung pro-palästinensischer Künstler im deutschsprachigen Raum geworden.
Das Literaturfest Salzburg und das Literaturhaus NÖ, zwei bedeutende österreichische Literaturorganisationen, haben Bastašićs bevorstehenden Aufenthalt und ihre Lesung abgesagt, weil sie gegen das Schweigen des S. Fischer Verlags, ihres deutschen Verlegers, zum anhaltenden Völkermord Israels an den Palästinensern protestiert hat. Weit davon entfernt, Bastašić zum Schweigen gebracht zu haben, hat die feige Absage eine heftige Reaktion der Schriftstellerin provoziert, die Künstlern überall als Vorbild dienen sollte.
Lana Bastašić [Photo by Elena Ternovaja / CC BY 3.0]
Bastašić wurde 1986 in einer serbischen Familie in Zagreb, Jugoslawien, geboren. Nach dem Zerfall Jugoslawiens war Bastašićs Familie gezwungen aus Kroatien, aus dem „nationalistischen Wahn der frühen 1990er Jahre“ zu fliehen, wie sie kürzlich im Guardian schrieb. Dieser Wahnsinn wurde von den imperialistischen Mächten, allen voran den Vereinigten Staaten und Deutschland, geschürt, wobei es um den Zugang zu reichen Bodenschätzen und um strategisch-geopolitische Vorteile ging.
In ihrer Kindheit in Bosnien erlebte Bastašić die giftigen Auswirkungen des Nationalismus aus erster Hand. Ihre muslimischen Klassenkameraden und Nachbarn wurden als gewalttätige und gefährliche Bestien abgestempelt, ähnlich wie der israelische Staat heute die Menschen im Gazastreifen als „menschliche Tiere“ bezeichnet. „Als ich acht Jahre alt war, wurde mir der Unterschied zwischen uns und ihnen beigebracht“, schrieb Bastašić im Guardian. „Eine Lehrerin war keine Lehrerin mehr, sie war eine Serbin. Ein Klassenkamerad war nicht länger ein Klassenkamerad. Er war ein Muslim. Ein Arzt war nicht länger ein Arzt. Er war jetzt ein Kroate.“
Diese Erfahrungen flossen in ihren ersten Roman „Catch the Rabbit“ (2018, dt. „Fang den Hasen“, 2021) ein; er wurde mit dem Literaturpreis der Europäischen Union (EUPL) 2020 ausgezeichnet. Das Buch befasst sich mit den Fragen von Exil und Identität, denen Bastašić als Kind nicht ausweichen konnte.