Von den NachDenkSeiten – 17. Februar 2024
Kurz vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) hielt der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Harald Kujat, einen sehr gut besuchten Vortrag zum Thema: „Der Ukrainekrieg, die Rivalität der großen Mächte und die Selbstbehauptung Europas“. Eingeladen hatte die Denkfabrik „Eurasien Gesellschaft“, die sich nach Selbstdarstellung für eine „friedliche Koexistenz und kooperative Beziehungen der Länder Eurasiens“ einsetzt. Die NachDenkSeiten waren dabei und haben den Vortrag gefilmt.
„Kujat widmet sich in seinem Vortrag, neben einer umfassenden Analyse der derzeitigen militärischen Situation im Ukrainekrieg, möglichen Lösungsansätzen, wirft einen Blick über den westlichen-transatlantischen Tellerrand und analysiert ebenso den derzeitigen Wandel hin zu einer multipolaren Weltordnung sowie die aktuelle Unfähigkeit europäischer Eliten, sich auf diesen Wandel einzustellen. Die Vortragsveranstaltung am 13. Februar 2024 mit General a. D. Harald Kujat wurde außergewöhnlich gut besucht, über 100 Gäste hörten ihm zu. Kujat war mitten im Zweiten Weltkrieg geboren, von 2000 bis 2002 war er der Generalinspekteur der Bundeswehr und später drei Jahre Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. Die Ausführungen von Kujat zu den aktuellen Weltkonflikten waren sehr deutlich. Er vertrat eine realpolitische Sichtweise auf die gegenwärtigen Kriege und Herausforderungen unserer Zeit. Er sah den Ukraine-Krieg kritisch – aber kritisierte auch die westliche Politik für ihre einseitige Moralpolitik und den irregeleiteten Werte-Fundamentalismus. Er beklagte, dass wenn Ideologie die politische Entscheidungsfindung dominiere, eine Friedens- oder Kompromisslösung in weite Ferne rücke. Der Erkenntnisgewinn des Abends war ein besseres Verständnis der gesamten Weltlage. Wir in Deutschland haben es uns leider angewöhnt, die globale Entwicklung ausschließlich aus unserem verengten westlichen Meinungskorridor zu betrachten. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz dürfen nur pro-westliche Politiker mit wenigen Ausnahmen teilnehmen. In München haben Politiker offenkundig Angst vor einer multipolaren Weltordnung. Kujat referierte über Entwicklungen in Asien, auch hier war sein Blick über den westlichen Tellerrand nützlich. In der Diskussion wurde er gefragt, wann die Welt wieder zur Völkerverständigung zurückfinden würde. Streitgespräche durften dann bis in die Nacht fortgesetzt werden.“