Von Thomas Röper – 5. März 2024
Die WHO meldet, dass die ersten Kinder im Gazastreifen infolge der israelischen Blockade verhungert sind. Insgesamt sind fast 600.000 Menschen dort „nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt“. Das sind ein Viertel der Bevölkerung, weshalb es angemessen ist, von einem Völkermord zu sprechen.
Die WHO hat gemeldet, dass eines ihrer Teams im Gazastreifen die zehn verhungerte Kinder gemeldet hat. Das hat unter anderem der Spiegel unter der Überschrift „Besuch der Weltgesundheitsorganisation – WHO beklagt verhungernde Kinder im Gazastreifen“ gemeldet. In der Einleitung des Artikels heißt es:
„Ein Team der WHO hat Nordgaza besucht und berichtet von »grausamen Entdeckungen«. So seien zahlreiche Kinder den Hungertod gestorben. Auch Unicef schlägt Alarm.“
Allerdings hat der Spiegel nicht explizit erwähnt, dass die Kinder der israelischen Blockade des Gazastreifens zum Opfer gefallen sind. Israel lässt nur einen kleinen Teil der bereitstehenden humanitären Hilfe in den Gazastreifen. Im Februar wurde gemeldet, dass die humanitäre Hilfe, die Israel über Ägypten in den Gazastreifen lässt, nur für zehn Prozent der Menschen in der Stadt Rafah ausreicht. Alle anderen Grenzübergänge hat Israel komplett geschlossen.
Schon im Dezember wurde gemeldet, dass im Gazastreifen „577.000 Menschen in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers fallen“. Diese Zahl wurde danach mehrmals wiederholt. Und auch der Spiegel meldet diese Zahl heute wieder unter Berufung auf das Uno-Nothilfebüro Ocha:
„Laut Ocha sind 576.000 Menschen in der Region – ein Viertel der Bevölkerung – »nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt«. Dem Welternährungsprogramm zufolge sind Lieferungen kaum möglich. Auch würden Helfer behindert und Konvois geplündert.“
Das Beispiel zeigt, dass der Spiegel verschämt verschweigt, wer für diese Katastrophe verantwortlich ist, denn dass „Lieferungen kaum möglich“ sind, liegt an Israels Hungerblockade über den Gazastreifen. Das erfährt man im Spiegel aber bestenfalls indirekt, wenn es am Ende des Artikels heißt:
„Am Montag hatte US-Vizepräsidentin Kamala Harris Israel mangelnde Anstrengungen zur Linderung der humanitären Krise im Gazastreifen vorgeworfen. Vor Ort ereigne sich eine humanitäre Katastrophe, so die Demokratin weiter. Israel müsse weitere Grenzübergänge passierbar machen, anstatt Hilfslieferungen »unnötige Beschränkungen« aufzuerlegen.“
Der Spiegel verschweigt seinen Lesern, dass Israel an den Palästinensern einen Völkermord begeht. Durch Israels Blockade ist aktuell ein Viertel der Bevölkerung des Gazastreifens vom Hungertod bedroht, was die Bezeichnung „Völkermord“ in jedem Fall rechtfertigt.
Da Deutschland Israel unterstützt, wurde Deutschland gerade erst vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen Beihilfe zu Völkermord im Gazastreifen angeklagt. Und weil Südafrika Israel vor dem IGH bereits wegen der Begehung eines Völkermordes in Gaza angeklagt hat, würde eine Entscheidung des IGH im Hauptverfahren zugunsten Südafrikas dazu führen, dass den für die Unterstützung Israels verantwortlichen Mitgliedern der Bundesregierung juristische Konsequenzen drohen. Es wäre das erste Mal, dass sich Mitglieder einer deutschen Regierung in Den Haag wegen der Unterstützung von Völkermord rechtfertigen müssten und mit einer Strafe zu rechnen hätten.
Hinzu kommt, dass die Bundesregierung zusammen mit anderen Staaten des Westens die Finanzierung des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) eingestellt hat, obwohl es fast die einzige Organisation ist, die den Menschen in Gaza derzeit Hilfe leisten kann.