Neue Enthüllungen über kriminelle Machenschaften von Boeing: US-Senat versucht den Konzern zu rehabilitieren

Von Barry Grey – 20. Juni 2024

Vor dem Hintergrund neuer Enthüllungen von Whistleblowern über den Flugzeugbauer Boeing fand am Dienstag eine Anhörung im US-Senat statt, um den Luftfahrt- und Rüstungskonzern zu rehabilitieren. Der zuständige Unterausschuss für Heimatschutz und Regierungsangelegenheiten wird von den Demokraten kontrolliert.

Die jüngsten Enthüllungen zeigen, dass Boeing systematisch die Sicherheit der Passagiere gefährdet hat, um die Gewinne zu steigern. Vor mehr als fünf Jahren kamen bei zwei Flugzeugabstürzen einer Boeing 737 Max 8 im Abstand von wenigen Monaten insgesamt 346 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. Bei beiden Flügen hatte ein fehlerhaftes automatisches Softwaresystem den Absturz verursacht. Das Unternehmen wusste vorab, dass es potenziell tödliche Folgen haben könnte. Doch bisher wurden weder Boeing noch die Unternehmenschefs strafrechtlich belangt.

Stattdessen durfte Boeing weiterhin gegen staatliche Sicherheitsvorschriften verstoßen und Einsparungen umsetzen, um die Gewinne zu steigern und den Aktienkurs zu stabilisieren – ganz im Sinne des Modus Operandi im Kapitalismus und der Unternehmens- und Finanzoligarchie.

Im Januar entging ein Flug der Alaska Airlines mit einer Boeing 737 Max 9 nur knapp einer Katastrophe, als kurz nach dem Start eine Türabdeckung am Rumpf herausgeflogen war. Es stellte sich heraus, dass die Zulieferfirma es versäumt hatte, die Abdeckung zu verschrauben.

Auf dieses Debakel folgten weitere Sicherheitsmängel und Beinahe-Abstürze. Mal fiel das Fahrwerk oder die Tragflächen beim Start oder während des Flugs ab, mal musste wegen eines Brands an Bord ein Start abgebrochen werden. Zudem kam es zu ungeklärten Turbulenzen während eines Flugs, die die Passagiere in Panik versetzten und Verletzungen verursachten.

Eine Reihe von Whistleblowern haben nun dem Konzern vorgeworfen, die Produktionsstandards zu ignorieren, um die Gewinne zu steigern. Auch habe Boeing Repressalien angedroht oder verhängt, wenn sich Mitarbeiter um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften bemühten.

Im Vorfeld der Anhörung am Dienstag veröffentlichte der Senatsunterausschuss eine Erklärung, in der er sich auf neue Beschwerden eines Qualitätssicherungsprüfers im Boeing-Werk in Renton, Washington, berief. Darin heißt es:

Der neue Whistleblower und derzeitige Boeing-Mitarbeiter Sam Mohawk führt an, dass Teile, die beschädigt sind oder anderweitig nicht den Vorschriften entsprechen, von Boeing nicht ordnungsgemäß dokumentiert, nachverfolgt und gelagert werden. Diese Teile könnten möglicherweise in Flugzeuge eingebaut werden. … Mohawk hat auch den Vorwurf erhoben, dass er von seinen Vorgesetzten angewiesen wurde, Beweise vor der FAA [US-Bundesluftfahrtbehörde] zu verheimlichen, und dass er infolgedessen Repressalien ausgesetzt ist.

Seit Januar sind zwei Boeing-Whistleblower unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen, was von den Medien kaum beachtet wurde. John Barnett hatte als Qualitätsmanager im Boeing-Werk in South Carolina gearbeitet und wurde entlassen, weil er Sicherheitsverstöße beim 787-Dreamliner-Projekt des Unternehmens aufgedeckt hat. Im Rahmen seines Zivilprozesses gegen den Konzern sollte er im März drei Tage lang befragt werden, doch vor dem letzten Tag wurde er tot in seinem Mietwagen aufgefunden.

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