Von Peter Schwarz – 21. August 2024
Am Donnerstag den 22. August wird in Potsdam der neu aufgebaute Turm der Garnisonkirche eingeweiht. Zu den Festrednern zählt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der vor sieben Jahren die Schirmherrschaft über das von Rechtsextremen initiierte Projekt übernahm.
Die Garnisonkirche verkörpert wie wenige andere Bauwerke die verbrecherischen Traditionen des deutschen Militarismus. In den 1730er Jahren im Auftrag des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. errichtet, diente sie über 200 Jahre lang der Indoktrination von Soldaten, die auf bedingungslosen Gehorsam eingeschworen und gesegnet wurden, bevor sie die Revolutionen von 1848 und 1918 niederschlugen, aufständische Boxer in China und Herero und Nama in Namibia abschlachteten oder ins Maschinengewehrfeuer des Ersten Weltkriegs geschickt wurden.
In der Weimarer Republik wurde die Kirche zur Pilgerstätte für antidemokratische und rechtsradikale Kräfte. Das gipfelte am 21. März 1933 im berüchtigten „Tag von Potsdam“, an dem die Nazi-Diktatur mit einem symbolischen Händedruck zwischen Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg inthronisiert wurde. Die Kirche wurde zur Weihestätte im politischen Kult des NS-Regimes.
1968 sprengte die DDR die im Krieg schwer beschädigte Kirche. Die Kampagne für ihren Wiederaufbau begann lange vor dem Ende der DDR in rechtsextremen Kreisen der Bundesrepublik. Nach der Deutschen Einheit wurde sie mit doppelter Anstrengung fortgesetzt. Neben Ultrakonservativen und Rechtsextremen, wie dem späteren AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, beteiligten sich daran auch der evangelische Landesbischof Wolfgang Huber sowie einige Sozialdemokraten, darunter die brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Matthias Platzeck.