Von Tom Hall – 15. Oktober 2024
US-Arbeitsministerin Julie Su flog am Montag nach Seattle, um mit Gewerkschafts- und Unternehmensvertretern zu sprechen. Ziel der Reise ist, einen vierwöchigen Streik von 33.000 Boeing-Arbeitern zu beenden, wie Reuters berichtete.
Die Entsendung von Su ist nach einer Reihe von Erklärungen in der vergangenen Woche der bisher deutlichste Akt der Regierung gegen den Streik. Zwar wird Su ihre Tätigkeit unweigerlich hinter Phrasen über eine „gerechte Einigung“ verbergen, doch ihre Aufgabe besteht darin, in enger Zusammenarbeit mit dem Gewerkschaftsapparat der International Association of Machinists (IAM) einen für das Management günstigen Tarifabschluss durchzusetzen.
Letztes Jahr reiste Su an die Westküste, als Hafenarbeiter spontane Streiks begonnen hatten. Die Arbeiter protestieren mit der Aktion gegen die Tatsache, dass sie bereits ein Jahr lang ohne neue Tarifvereinbarung arbeiteten. Innerhalb weniger Tage handelte Su einen neuen Vertrag aus, den die Gewerkschaft International Longshore and Warehouse Union (ILWU) schnell durchboxte. Wenn sie nun persönlich nach Seattle geschickt wird, deutet dies darauf hin, dass das Weiße Haus den Streik in den nächsten Tagen beenden will.
Die Lage ist brenzlig. Die Boeing-Arbeiter brauchen eine neue Strategie. Diese muss auf dem Verständnis basieren, dass sie nicht nur gegen Boeing, sondern auch gegen die Regierung und die gesamte Kapitalistenklasse kämpfen. Die Arbeiter bei Boeing müssen in ihrem Unternehmen ein Aktionskomitee gründen und aufbauen und sich darüber mit Arbeitern in den gesamten USA und auf der ganzen Welt vernetzen. Der IAM-Apparat wollte keinen Streik und versucht nun, die Arbeiter ins Leere laufen zu lassen. Der Aufstand der Boeing-Arbeiter gegen die Gewerkschaftsfunktionäre muss mit einem breiteren Kampf gegen Ausbeutung und Krieg verbunden werden.