Von Thomas Röper – 19. Dezember 2024
Die Türkei hat unbestritten eine wichtige Rolle beim Sturz Assads gespielt. Welche Interessen hat Erdogan in Syrien und was ist über die Beteiligung der Türkei am Sturz von Präsident Assad bekannt?
Der Sturz von Präsident Assad wurde von der islamistischen Terrororganisation Hayat Tahrir asch-Scham (HTS) initiiert, die seit Jahren unter dem Schutz der Türkei die Region nordwestliche syrische Region Idlib kontrolliert. Alleine die Tatsache, dass Assads Sturz von einer Gruppe angeführt wurde, die seit Jahren nur dank des Schutzes der Türkei existiert, zeigt, wie tief die Türkei in die Ereignisse in Syrien verstrickt ist.
Die Interessen der Türkei
Die Türkei strebt unter Erdogan die Rolle als führende Regionalmacht der Region an und Erdogan will sich als Retter und Schutzpatron der Moslems präsentieren. An den Versuchen, Assad nach dem sogenannten arabischen Frühling zu stürzen, war Erdogan von Beginn an beteiligt und wie der Westen hat auch Erdogan dabei auf die Unterstützung von Al-Qaida und IS gesetzt. Die Tanklaster mit dem Öl aus den syrischen Ölquellen im Nordosten des Landes, die damals noch der IS kontrolliert hat, gingen seinerzeit über die Türkei zu ihren Käufern im Westen, und damaligen Meldungen zufolge hat Erdogans Schwiegersohn daran gut verdient.
Als Russland 2015 in den Syrienkrieg eingegriffen und den IS zusammen mit der syrischen Armee und iranischen Milizen innerhalb von zwei Jahren besiegt hat, war die letzte Zuflucht der Islamisten die syrische Region Idlib im Nordwesten der Türkei, wo sie unter dem Schutz der Türkei standen, was in einem Waffenstillstandsabkommen festgeschrieben wurde. Erdogan begründete diese Allianz unter anderem mit dem türkischen Wunsch, die Millionen syrischer Flüchtlinge aus der Türkei zurück nach Syrien bringen zu wollen.
Erdogan will seinen Einfluss auf Syrien aus mehreren Gründen ausdehnen. Einerseits sind da seine Träume, an die Größe des Osmanischen Reiches anzuknüpfen und die führende Regionalmacht im Nahen Osten zu werden, andererseits geht es dabei um den Kampf gegen die kurdische PKK und ihre syrische Tochterorganisation YPG, die von den USA unterstützt wird. Um die Kurden zu bekämpfen, hat Erdogan syrische Grenzgebiete besetzt und dabei seinerzeit sogar eine militärische Konfrontation mit den US-Truppen riskiert, die Nordostsyrien besetzt halten.