Vom Nick Beams – 12. April 2025
Die Talfahrt an der Wall Street hat sich am Donnerstag fortgesetzt, nachdem das Weiße Haus klargestellt hatte, dass die Zölle für China 145 Prozent und nicht wie zuvor angegeben 125 Prozent betragen. Zudem wurden die enormen Auswirkungen eines umfassenden Wirtschaftskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt immer deutlicher.
Die 125-prozentigen Aufschläge setzen sich aus einem so genannten „reziproken Zoll“ sowie den Maßnahmen zur Reaktion auf Chinas Vergeltungsmaßnahmen zusammen. Sie kamen zu der 20-prozentigen Zollerhöhung hinzu, die Trump bereits vor dem „Tag der Befreiung“ am 2. April angekündigt hatte.
Nach der Euphorie von Mittwoch, als die Aktienkurse in die Höhe geschossen waren, weil ein 90-tägiger Aufschub für die „reziproken Zölle“ gegen zahlreiche Länder angekündigt wurde – in einigen Fällen bis zu 50 Prozent –, landeten die Börsen unsanft zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Der S&P 500 fiel um 3,5 Prozent, nachdem er am Vortag um 9,5 Prozent gestiegen war. Der Technologie-Index NASDAQ fiel nach seinem besten Tagesergebnis seit 2001 um 4,3 Prozent, der Dow Jones um 2,5 Prozent.
An den Devisenmärkten fiel der Währungsindex des US-Dollars gegenüber einem Dutzend anderer Währungen erneut um 1,9 Prozent. Gleichzeitig mehren sich Fragen, was der Wirtschaftskrieg für den Status des Dollars als Weltreservewährung bedeutet.
Die Ereignisse der letzten Woche haben immer deutlicher gemacht, dass sich der Wirtschaftskrieg schwerpunktmäßig gegen China richtet und dass es bei den „Verhandlungen“ mit anderen Ländern vor allem darum gehen wird, von ihnen zu verlangen, sich den Zielen der USA in Bezug auf die „nationale Sicherheit“ anzupassen. Andernfalls drohen ihnen nach dem Auslaufen des 90-tägigen Aufschubs erhebliche Erhöhungen der Zölle.[…]
Die Auswirkungen sind bereits zu spüren. Laut einem Bericht des Wall Street Journal sind die täglichen Containerbuchungen auf der Handelsroute zwischen den USA und China seit Ende März im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zurückgegangen. Weiter hieß es, einige US-Importeure hätten anstehende Lieferungen vorläufig gestoppt, andere würden sie einlagern, um auf Klärung zu warten, bevor sie die Zollabfertigung passieren. Gleichzeitig mehren sich die Berichte über den wirtschaftlichen Schaden, den die Zölle sowohl in China als auch in den USA bereits angerichtet haben, noch bevor die Auswirkungen der Zölle in vollem Umfang spürbar werden.