Von Hakan Özal – 27. April 2025
Das Erdbeben der Stärke 6,2 am letzten Mittwoch im Marmarameer vor der Küste des Istanbuler Stadtteils Silivri hat auf dramatische Weise gezeigt, dass die Stadt völlig unvorbereitet auf ein schweres Erdbeben ist, das hunderttausende Menschenleben gefährdet.
Wissenschaftler warnen schon seit langem, dass in der Region ein Erdbeben der Stärke 7 zu erwarten ist. Eine ähnliche Warnung wurde auch für die türkisch-syrische Grenzregion ausgesprochen. Am 6. Februar 2023 forderten zwei schwere Erdbeben mit Zentrum in Maraş offiziell mehr als 50.000 Menschenleben in der Türkei, in Syrien mehr als 8.000.
Das Erdbeben am Mittwoch ereignete sich in einer Tiefe von 7 Kilometern und dauerte 13 Sekunden. Laut Daten der Katastrophen- und Notfallschutzbehörde AFAD war es in Tekirdağ, Yalova, Bursa und Balıkesir sowie in Istanbul deutlich zu spüren. Nach dem Erdbeben wurden fast 200 Nachbeben verzeichnet, das stärkste davon erreichte eine Stärke von 5,9.
Es gab zwar weder Tote noch schwere Zerstörungen, doch nach dem Erdbeben kam es zu einer Massenpanik, die Kommunikationsinfrastruktur brach zusammen, das Verkehrssystem kam zum Erliegen, und es zeigte sich, dass die Sammelbereiche nicht ausreichend waren. Das alles ist ein klarer Beweis dafür, dass die Politik der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und sämtlicher Parteien des kapitalistischen Systems Millionen Arbeiter in Gefahr bringen, weil sie die Warnungen von Wissenschaftlern ignorieren und dem Profit oberste Priorität einräumen.
Nach dem Erdbeben um 12:49 Uhr türkischer Ortszeit liefen die Menschen in vielen Stadtteilen Istanbuls aus ihren Häusern auf die Straßen. Da sie Schwierigkeiten hatten, sichere Sammelbereiche zu finden, begaben sich die meisten wahllos auf offene Flächen oder in gefährliche Bereiche. Manche sprangen in ihrer Panik aus großer Höhe, was zu mehr als 150 Verletzten führte.