Hört die internationale Solidarität auf, wo die nationale Panik beginnt? Die USA haben Berichte dementiert, nach denen Vertreter des Landes Maskenlieferungen anderer Länder in China abfangen. Ein US-Regierungsvertreter nannte die Anschuldigungen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP „völlig falsch“. Die Regierung der Vereinigten Staaten hätte keine Masken gekauft, die von China nach Frankreich geliefert werden sollen, so der Beamte, der nicht namentlich genannt wurde.
Solidarität durch Sanktionen? Die UN-Vollversammlung hat eine Resolution zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verabschiedet. Es wird „zu einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit“ aufgerufen. Abgelehnt wurde aber ein Antrag, die illegalen Wirtschaftssanktionen zu beenden, die die Corona-Folgen verschlimmern. Es bleibt dabei: Echte Solidarität wird vor allem von jenen westlichen Staaten verhindert, die am lautesten von ihr sprechen.
Es ist offenkundig, dass die Regierung und die zuständigen Behörden es verschlafen haben, für den Fall einer Pandemie ausreichend Atemschutzmasken zu bevorraten. Das gilt im Besonderen für das medizinische Personal, aber auch für die Gesamtbevölkerung. Nur wenige Politiker hatten bisher den Mut, dieses Versäumnis zuzugeben. Das Kleinreden des Skandals durch das dreiste Leugnen der Wirksamkeit der Masken treibt aber immer wildere Blüten – und reitet uns tiefer in die Krise, als nötig wäre. Über die europäische Ignoranz und Arroganz, nicht von Asien zu lernen, kann man nur den Kopf schütteln. Es gibt kein einziges Land auf der Welt, das den Ausbruch eingedämmt hat, ohne dass die Bevölkerung Gesichtsmasken trug. Es wäre Zeit, China um diese Masken zu bitten. Angeblich lag sogar ein Angebot vor.
Während die Zahl der Todesfälle in den USA gestern auf rund 6.000 anstieg, wächst im ganzen Land die Wut über das elende Versagen der Trump-Regierung, Ärzten und Krankenpflegern medizinische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen sind auf diese Ausrüstung angewiesen, um gegen die Coronavirus-Pandemie zu kämpfen und das Leben ihrer Patienten zu retten – von ihrem eigenen ganz zu schweigen. Gleichzeitig benutzt die Trump-Regierung die Covid-19-Pandemie als Vorwand, um Iran und Venezuela mit Krieg zu drohen.
Von Joachim Guilliard – 30. März 2020 (Update: 2. April 2020)
In verschiedenen Diskussionen über Zweckmäßigkeit, Angemessenheit- und Verhältnis-mäßigkeit der in Deutschland gegen die Ausbreitung des Coronavirus verordneten Maßnahmen, stand die Frage im Vordergrund, welche Alternativen es denn – bei aller Kritik – gegen Ausgangsbeschränkungen, Schließung von Schulen, Unis, Sporteinrichtungen etc. gäbe. Hier ein Überblick dazu, der aus den Diskussionen entstanden ist.
Für viele ist es unvorstellbar, dass die Regierung ausnahmsweise etwas richtig macht. Ein Kommentar. – In vergangenen Artikeln habe ich die politisch Verantwortlichen teilweise heftig kritisiert. Es gab eklatante Versäumnisse, und wahrscheinlich ist es das Verdienst der Fachleute in der zweiten Reihe, die Politiker zum Handeln gebracht zu haben. Aber das ändert nichts daran, dass die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung im Großen und Ganzen richtig sind.
Am 12. März hat der argentinische Präsident Alberto Fernández eine rigorose Ausgangssperre verhängt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige an Corona erkrankt – Reisende aus Europa. Die einschneidenden Maßnahmen sollen die Ansteckungskurve verlangsamen. Provisorische Gesundheitszentren werden eingerichtet, Gewerkschaften bieten leer-stehende Gästehäuser an. 5-Sterne-Hotels stellen sich – mehr oder minder freiwillig – für Quarantäne zur Verfügung. Kann so das Virus gestoppt werden – in einem Land der südlichen Halbkugel? Viele Fragen stehen im Raum, etwa ob die Therapie – das Einsperren der Bevölkerung, der Einsatz der Armee und das Lahmlegen der Wirtschaft – schlimmere Folgen haben wird, als das Virus. Kann die Regierung in Buenos Aires die Lohn-Ausfälle ausgleichen? Ihre Kassen sind leer, das Land war schon vor Corona praktisch bankrott. Kann sie die Volkswirt-schaft vor dem Ausverkauf schützen? Kann sie – im Handumdrehen – die zusätzliche medizinische Versorgung stemmen? Und wie reagiert die zivile Gesellschaft auf den massiven Einsatz von Polizei und sogar Militär?
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Das ungarische Parlament hat am Montag ein Notstandsgesetz verabschiedet, das Regierungschef Viktor Orbán umfassende diktatorische Vollmachten verleiht. Orbáns Kritiker bezeichnen es als Ermächtigungsgesetz – in Anlehnung an das deutsche Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, das die Diktatur Adolf Hitlers und der Nazis zementierte.
Obwohl wegen der Corona-Epidemie jedes Krankenhausbett in Deutschland benötigt wird, stehen etliche Krankenhäuser vor der Schließung. Gerade im ländlichen Bereich, in dem die medizinische Versorgung durch die Schließung von Arztpraxen ohnehin gefährdet ist, werden weitere Krankenhäuser geschlossen. Damit wird der Plan einer Bertelsmannstudie vom vorigen Jahr, der zufolge von rund 1400 Krankenhäusern weniger als 600 erhalten bleiben sollen, in die Praxis umgesetzt. Die absurde Begründung dafür lautet, dass die Versorgung so optimiert werden könne. Den kleinen, wohnortnahen Kliniken fehlten sowohl das ausgebildete Personal als auch die notwendige Geräteausstattung.
Letzte Woche erfuhr die 34-jährige Krankenschwester Daniela Trezzi, dass sie sich mit COVID-19 infiziert hatte. Sie arbeitete auf der Intensivstation des San-Gerardo-Krankenhauses Monza bei Mailand. Verzweifelt über die Vorstellung, dass sie seit einiger Zeit das Coronavirus auf andere übertragen haben könnte, und angesichts ihrer unerträglichen Arbeitsbedingungen im Epizentrum der Pandemie nahm Trezzi sich das Leben.