Chris Hedges: Der Gipfel des Grauens

Von Chris Hedges (in Doha, Katar) – 15. November 2023

Joe Biden wird als Komplize des Völkermords in die Geschichte eingehen. Mögen die Geister der Tausenden von Kindern, an deren Ermordung er beteiligt war, ihn für den Rest seines Lebens heimsuchen.

Ich sitze im Studio des arabischen Dienstes von Al Jazeera und sehe eine Live-Übertragung aus Gaza-Stadt. Der Al Jazeera-Reporter im nördlichen Gazastreifen war aufgrund des intensiven israelischen Beschusses gezwungen, in den südlichen Gazastreifen zu evakuieren.

Er ließ seine Kamera zurück. Er richtete sie auf das Al-Shifa-Krankenhaus, den größten medizinischen Komplex in Gaza. Es ist Nacht. Israelische Panzer schießen direkt auf den Krankenhauskomplex. Lange horizontale rote Blitze. Ein vorsätzlicher Angriff auf ein Krankenhaus. Ein vorsätzliches Kriegsverbrechen. Ein vorsätzliches Massaker an den hilflosesten Zivilisten, einschließlich der Schwerkranken und Säuglinge. Dann bricht die Verbindung ab.

[Die israelischen Truppen sind inzwischen in das Krankenhaus eingedrungen und befinden sich dort mitten in einer militärischen Operation.]

Wir sitzen vor den Monitoren. Wir sind still. Wir wissen, was das bedeutet. Kein Strom. Kein Wasser. Kein Internet. Keine medizinische Versorgung. Jeder Säugling in einem Brutkasten wird sterben. Jeder Dialysepatient wird sterben. Jeder, der auf der Intensivstation liegt, wird sterben. Jeder, der Sauerstoff braucht, wird sterben. Jeder, der notoperiert werden muss, wird sterben.

Und was wird mit den 50.000 Menschen geschehen, die durch die unerbittlichen Bombardierungen aus ihren Häusern vertrieben wurden und auf dem Krankenhausgelände Zuflucht gefunden haben? Auch hierauf kennen wir die Antwort. Auch von ihnen werden viele sterben.

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[Zum Originalbeitrag auf Consortium News]

Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Gaza: Verwaltung aktualisiert nicht länger die Todeszahlen

Von Andre Damon – 15. November 2023

Das Gesundheitsministerium des Gazastreifens hat den dritten Tag in Folge keine aktualisierte Zahl zu den Todesopfern infolge israelischer Bombardements bekanntgegeben. Das Gesundheitssystem der Enklave ist nahezu vollständig zusammengebrochen.

„Nach dem Zusammenbruch der Dienstleistungen und der Kommunikation in den Krankenhäusern im Norden des Landes hat das Gesundheitsministerium in Gaza die Opferzahlen nicht aktualisiert“, teilte das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten am Sonntag mit.

Am Freitag, als zum letzten Mal die Zahl der Todesopfer aktualisiert wurde, belief sich diese auf 11.078 Tote, 27.490 Verletzte und 1,6 Millionen Binnenflüchtlinge. Im ersten Monat des israelischen Angriffs auf den Gazastreifen starben jeden Tag über 300 Menschen. Dies bedeutet wahrscheinlich, dass die Zahl der Todesopfer mittlerweile 12.000 überschritten hat.

Am Montag wurden in den sozialen Medien Bilder von nicht-bestatteten Leichen verbreitet, die sich in den Krankenhäusern von Gaza häufen. Dr. Munir Albursh, der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums in Gaza, erklärte gegenüber Al Jazeera, dass streunende Hunde in das Al-Shifa-Krankenhaus eingedrungen seien und die unbestatteten Leichen angefressen hätten, die dort liegen. „Streunende Hunde fanden die Leichen im Gebäude und begannen, sie aufzufressen. Wir standen daneben“, sagte er.

„Wir haben keinen Strom. Im Krankenhaus gibt es kein Wasser. Es gibt kein Essen“, sagte ein Arzt des Al-Shifa-Krankenhauses, dessen Aussage von Ärzte ohne Grenzen (MSF) veröffentlicht wurde. „Ohne funktionierende Beatmungsgeräte sterben die Menschen in wenigen Stunden. Vor dem Haupttor liegen viele Leichen. Dort gibt es auch verletzte Patienten; wir können sie nicht hineinbringen. Als wir einen Krankenwagen hinschickten, um die Patienten zu bergen – nur ein paar Meter entfernt – wurde der Krankenwagen angegriffen. Rund um das Krankenhaus gibt es Verletzte, die medizinische Hilfe brauchen. Wir können sie nicht hineinbringen.“

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Nach Bidens Absage an eine Waffenruhe: Israel bombardiert drei Krankenhäuser

Von Andre Damon – 12. November 2023

Am Donnerstag bekräftige US-Präsident Joe Biden kurz vor seiner Abreise zu einer Wahlveranstaltung in Illinois noch einmal kategorisch seine Ablehnung einer Waffenruhe in Israels Völkermord in Gaza. Auf die Frage: „Wie stehen die Aussichten auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen?“ antwortete er: „Keine. Keine Möglichkeit.“

Damit machte Biden deutlich, dass die USA Israels Völkermord im Gazastreifen aktiv vorantreiben und daran arbeiten, einen größeren Krieg im Nahen Osten zu entfachen. Nur zwei Tage zuvor hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, erneut erklärt, für die USA gäbe es keine „roten Linien“ bei der Zahl der zivilen Todesopfer, die sie akzeptieren würden.

Bidens Äußerungen sorgten weltweit für Empörung. Ausschnitte seiner Erklärung wurden von Millionen Menschen auf allen Social-Media-Plattformen angesehen oder geteilt. In Chicago wurde er von Tausenden von Menschen empfangen, die gegen die Unterstützung der USA für Israels Völkermord in Gaza demonstrierten und skandierten: „Völkermord-Joe“ und „Biden, Biden, du kannst dich nicht verstecken, wir klagen dich wegen Völkermord an.“

Bei seiner Rede in Illinois wurde Biden von einer Demonstrantin unterbrochen, die rief: „10.000 Palästinenser wurden getötet. Die Hälfte davon waren Kinder.“

Bevor Biden nach Chicago aufbrach, wurde er gefragt, ob Israels „Vergeltungs-Luftangriffe“ funktionieren. Darauf antwortete er: „Ja, sie treffen die angestrebten Ziele.“

Nur wenige Stunden nach diesen Äußerungen machten die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) deutlich, welche Ziele sie „angestrebt haben“, indem sie drei Krankenhäuser bombardierten. Der Krankenhauskomplex al-Shifa, in dem Zehntausende Zuflucht gefunden haben, wurde mit einer experimentellen Rakete bombardiert. Vermutlich handelte es sich dabei um eine amerikanische Hellfire R9X, die statt einem Sprengkopf Klingen über das Zielgebiet verteilt, die Schnittwunden und Amputationen von Gliedmaßen und große Blutlachen verursachen. Die entsetzliche Wirkung dieser Rakete war in einem weit verbreiteten Video zu sehen.

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Wie viele der angeblichen Opfer der Hamas wurden vom israelischen Militär getötet?

Von Max Blumenthal (Übersetzung: Thomas Röper) – 10. November/27. Oktober 2023

Schon im Oktober gab es Berichte darüber, dass das israelische Militär am 7. Oktober viele Israelis getötet hat, die offiziell als Opfer der Hamas gelten. – Ich bin erst jetzt auf einen Artikel von The Grayzone vom 27.Oktober aufmerksam geworden, der ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse von 7.Oktober wirft. Ich übersetze den Artikel komplett, denn es ist bemerkenswert, dass man in deutschen Medien kein Wort darüber erfährt, dass das israelische Militär ganz offensichtlich selbst für viele der angeblichen Hamas-Opfer verantwortlich ist. In dem Artikel sind viele Links und Fotos enthalten, die die Aussagen des Artikels belegen.

Beginn der Übersetzung:

Zeugenaussagen vom 7. Oktober zeigen, dass das israelische Militär israelische Bürger mit Panzern und Raketen „bombardiert“ hat

Das israelische Militär erhielt den Befehl, israelische Häuser und sogar seine eigenen Stützpunkte zu beschießen, als es am 7. Oktober von Hamas-Kämpfern überrascht wurde. Wie viele israelische Bürger, die angeblich „bei lebendigem Leib verbrannt“ wurden, wurden tatsächlich durch Beschuss der eigenen Truppen getötet? – Mehrere neue Aussagen israelischer Zeugen des Hamas-Überraschungsangriffs auf den Süden Israels am 7. Oktober liefern immer mehr Beweise dafür, dass das israelische Militär seine eigenen Bürger tötete, als es darum ging, palästinensische Bewaffnete zu neutralisieren.

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[Zum Originalbeitrag auf The Grayzone]

Bundesregierung verzehnfacht Waffenlieferungen an Israel

Von Johannes Stern – 10. November 2023

Die Komplizenschaft Deutschlands mit Israel beim Völkermord an den Palästinensern beschränkt sich nicht auf Solidaritätsbekundungen mit der rechten Netanjahu-Regierung. Die Bundesregierung spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrüstung und Bewaffnung der israelischen Kriegsmaschinerie, die in den vergangenen vier Wochen weite Teile des Gazastreifens zerstört und mehr als zehntausend Menschen umgebracht hat – darunter tausende Frauen und Kinder. Nun weitet sie das Blutbad aus und erhält dafür immer mehr deutsche Waffen. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom Mittwoch, der sich auf Informationen des Bundeswirtschaftsministeriums bezieht, hat die Bundesregierung ihre Genehmigungen für Rüstungsexporte nach Israel massiv ausgeweitet. Bis zum 2. November genehmigte sie Ausfuhren in Höhe von knapp 303 Millionen Euro – das entspricht fast dem Zehnfachen des gesamten Jahres 2022 mit etwa 32 Millionen Euro. Der Großteil, 185 der bislang 218 Einzelgenehmigungen im laufenden Jahr, wurde dabei seit dem Beginn des israelischen Massakers in Gaza erteilt und abschließend bearbeitet. „Aufgrund der aktuellen Lage“ würde die Bundesregierung „Anträge auf Ausfuhr von Rüstungsgütern nach Israel prioritär bearbeitet und beschieden“, zitiert die dpa einen Vertreter des von Robert Habeck (Grüne) geführten Ministeriums. Die konkreten Lieferungen sind geheim, aber was bekannt ist, macht klar, dass es sich um tödliches Kriegsgerät handelt.

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Brief an die Kinder in Gaza

Von Chris Hedges – 10. November 2023

Liebes Kind, es ist nach Mitternacht. Ich fliege mit einer Geschwindigkeit von Hunderten Meilen pro Stunde durch die Nacht. Tausende Meter über dem Atlantischen Ozean. Ich reise nach Ägypten. Ich will dort zur Grenze nach Gaza, bei Rafah. Wegen Dir.

Du warst nie in einem Flugzeug. Du hast Gaza nie verlassen. Du kennst nur das dichte Gedränge in den Straßen und Gassen. Die Betonverschläge. Du kennst nur die Sicherheitsbarrieren und Zäune, die Gaza umgeben und an denen Soldaten entlang patrouillieren. Flugzeuge machen Dir Angst. Kampfjets. Kampfhubschrauber. Drohnen. Sie kreisen über Dir. Sie schießen Raketen ab, werfen Bomben. Ohrenbetäubende Explosionen. Die Erde bebt. Gebäude fallen zusammen. Die Toten. Die Schreie. Die dumpfen Hilferufe aus den Trümmern. Es hört nicht auf. Nacht und Tag. Gefangen unter Bergen von zertrümmertem Beton. Deine Spielkameraden. Deine Schulkameraden. Deine Nachbarn. In Sekunden verschwunden. Du siehst die kreideweißen Gesichter und Körperteile, die ausgegraben werden. Ich bin Reporter. Es gehört zu meinem Beruf, das zu sehen. Du bist ein Kind. Du solltest das nie sehen.

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[Der Text erschien im englischen Original unter dem Titel „Letter to the Children of Gaza“.]

Israel darf ALLES

Von Evelyn Hecht-Galinski – 7. November 2023

Als ich 2012 mein Buch mit diesem Titel veröffentlichte, mit Kommentaren die die jahrzehntelangen Verbrechen Israels gegen die palästinensische Bevölkerung beschrieben, konnte ich mir allerdings auch in meinen schlimmsten Vorstellungen nicht ausmalen, was wir gerade erleben müssen. Ja, es war beispiellos, was sich am 7. Oktober 2023 ereignete, als Hamas Aktivisten die Blockade und Grenze aus dem Gazastreifen durchbrachen und 1.400 Israelis töteten, darunter 300 Soldaten der jüdischen Besatzungsarmee. Ich schreibe bewusst jüdische Besatzungs- und nicht „Verteidigungsarmee“. Der jüdische Staat, der einzige Besatzungsstaat, verteidigt seine illegale Besatzung Palästinas. Diese Zusammenhänge werden von den westlichen Werteheuchlern unter Führung besonders der deutschen Regierung niemals erwähnt – wenn sie immer wieder auf dem Recht der Selbstverteidigung des „jüdischen Staats“ beharren, einem mehr als umstrittenen „Selbstverteidigungsrecht der Besatzer“, aber geflissentlich vergessen, auf das legale Selbstverteidigungsrecht der besetzen Palästinenser hinzuweisen. So hat sich Deutschland endgültig entschieden, jegliche Glaubwürdigkeit und jegliches Rechtsempfinden aufzugeben und sich voll darauf zu konzentrieren, den „jüdischen Staat“ in der Rolle des Kampfes zu unterstützen. Hier stellt sich also ein Land, das einen Völkermord begangen hat, und dem es in „ewiger Verpflichtung“ verbunden ist, hinter einen Staat, der heute Völkermord begeht. Was passiert stattdessen? Palästinensische Organisationen wie Samidoun, das Palestine Solidarity Netzwerk, das maßgeblich an der Organisation von Protestveranstaltungen in Deutschland beteiligt war, werden verboten.

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Chris Hedges: Israels Endlösung für die Palästinenser

Von Chris Hedges – 8./5. November 2023

Wenn jüdische Extremisten, fanatische Zionisten, religiöse Eiferer, Ultranationalisten und Kryptofaschisten im Apartheidstaat Israel sagen, dass sie den Gazastreifen vom Angesicht der Erde tilgen wollen, sollte man ihnen glauben.

Ich habe über die Geburt des jüdischen Faschismus in Israel berichtet. Ich berichtete über den Extremisten Meir Kahane, der nicht mehr kandidieren durfte und dessen Kach-Partei 1994 verboten und von Israel und den Vereinigten Staaten zu einer terroristischen Organisation erklärt wurde. Ich besuchte politische Kundgebungen von Benjamin Netanjahu, der von rechtsgerichteten Amerikanern großzügig finanziert wurde, als er gegen Yitzhak Rabin kandidierte, der mit den Palästinensern über eine Friedensregelung verhandelte. Netanjahus Anhänger skandierten „Tod für Rabin“. Sie verbrannten ein Bildnis von Rabin in einer Nazi-Uniform. Netanjahu marschierte vor einem vorgetäuschten Begräbnis für Rabin.

Premierminister Rabin wurde am 4. November 1995 von einem jüdischen Fanatiker ermordet. Rabins Witwe, Lehea, machte Netanjahu und seine Anhänger für den Mord an ihrem Mann verantwortlich.

Netanyahu, der 1996 zum ersten Mal Ministerpräsident wurde, hat seine politische Karriere damit verbracht, jüdische Extremisten zu fördern, darunter Avigdor Lieberman, Gideon Sa’ar, Naftali Bennett und Ayelet Shaked. Sein Vater Benzion – der als Assistent des zionistischen Pioniers Vladimir Jabotinsky arbeitete, den Benito Mussolini als „guten Faschisten“ bezeichnete – war ein Führer der Herut-Partei, die den jüdischen Staat aufforderte, das gesamte Land des historischen Palästina zu besetzen. Viele der Mitglieder der Herut-Partei verübten während des Krieges von 1948, der zur Gründung des Staates Israel führte, terroristische Anschläge. Albert Einstein, Hannah Arendt, Sidney Hook und andere jüdische Intellektuelle beschrieben die Herut-Partei in einer in der New York Times veröffentlichten Erklärung als eine „politische Partei, die in ihrer Organisation, ihren Methoden, ihrer politischen Philosophie und ihrer gesellschaftlichen Anziehungskraft den nationalsozialistischen und faschistischen Parteien sehr ähnlich ist“.

Im zionistischen Projekt gab es schon immer eine Form des jüdischen Faschismus. Jetzt hat er die Kontrolle über den israelischen Staat übernommen.

„Die Linke ist nicht mehr in der Lage, den giftigen Ultranationalismus zu überwinden, der sich hier entwickelt hat“, warnte Zeev Sternhell, ein Holocaust-Überlebender und Israels führende Autorität auf dem Gebiet des Faschismus, im Jahr 2018, „die Art, deren europäische Ausprägung fast eine Mehrheit des jüdischen Volkes ausgelöscht hat.“ Sternhell fügte hinzu: „[W]ir sehen nicht nur einen wachsenden israelischen Faschismus, sondern einen Rassismus, der dem Nazismus in seinem Anfangsstadium ähnelt.“

Die Entscheidung, den Gazastreifen auszulöschen, ist seit langem der Traum von Israels Kryptofaschisten, den Erben von Kahanes Bewegung. Diese jüdischen Extremisten, die die herrschende Koalitionsregierung bilden, inszenieren den Völkermord in Gaza, wo täglich Hunderte von Palästinensern sterben. Sie setzen sich für die Ikonographie und die Sprache ihres heimischen Faschismus ein. Jüdische Identität und jüdischer Nationalismus sind die zionistische Version von Blut und Boden. Die jüdische Vorherrschaft wird von Gott geheiligt, ebenso wie das Abschlachten der Palästinenser, die Netanjahu mit den biblischen Ammonitern vergleicht, die von den Israeliten massakriert wurden. Feinde – in der Regel Muslime –, die ausgelöscht werden sollen, sind Untermenschen, die das Böse verkörpern. Gewalt und die Androhung von Gewalt sind die einzigen Formen der Kommunikation, die diejenigen außerhalb des magischen Kreises des jüdischen Nationalismus verstehen. Millionen von Muslimen und Christen, einschließlich derer mit israelischer Staatsbürgerschaft, sollen ausgerottet werden.

Ein durchgesickertes zehnseitiges Dokument des israelischen Geheimdienstministeriums vom 13. Oktober 2023 empfiehlt die gewaltsame und dauerhafte Umsiedlung der 2,3 Millionen palästinensischen Bewohner des Gazastreifens auf die ägyptische Sinai-Halbinsel.

Es ist ein schwerwiegender Fehler, die blutigen Rufe nach der völligen Ausrottung und ethnischen Säuberung der Palästinenser nicht ernst zu nehmen. Diese Rhetorik ist keine Übertreibung. Sie ist eine wörtliche Vorschrift. Netanjahu beschrieb in einem später gelöschten Tweet den Kampf mit der Hamas als einen „Kampf zwischen den Kindern des Lichts und den Kindern der Finsternis, zwischen Menschlichkeit und dem Gesetz des Dschungels“.

Diese jüdischen Fanatiker haben ihre Version der Endlösung des Palästinenserproblems begonnen. In den ersten zwei Wochen des Angriffs warfen sie 12.000 Tonnen Sprengstoff auf den Gazastreifen und zerstörten damit nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe mindestens 45 Prozent der Wohneinheiten im Gazastreifen. Sie haben nicht die Absicht, sich davon abbringen zu lassen, auch nicht von Washington.

„US-Beamten wurde klar, dass die israelische Führung glaubte, dass massenhafte zivile Opfer ein akzeptabler Preis für die Militärkampagne seien“, berichtete die New York Times.

„In privaten Gesprächen mit amerikanischen Gesprächspartnern verwiesen israelische Beamte darauf, wie die Vereinigten Staaten und andere verbündete Mächte während des Zweiten Weltkriegs auf verheerende Bombenangriffe in Deutschland und Japan zurückgriffen – einschließlich des Abwurfs der beiden Atomsprengköpfe in Hiroshima und Nagasaki – um zu versuchen, diese Länder zu besiegen“, so die Zeitung weiter.

Das Ziel ist ein „reines“, von palästinensischen Verunreinigungen „gereinigtes“ Israel. Der Gazastreifen soll zu einem Ödland werden. Die Palästinenser in Gaza werden getötet oder in Flüchtlingslager jenseits der Grenze in Ägypten gezwungen. Die messianische Erlösung wird stattfinden, sobald die Palästinenser vertrieben sind. Jüdische Extremisten fordern den Abriss der Al-Aqsa-Moscheevon palästinensischen Verunreinigungen gereinigt dem drittheiligsten Heiligtum der Muslime, das auf den Ruinen des jüdischen Zweiten Tempels errichtet wurde, der im Jahr 70 n. Chr. von der römischen Armee zerstört wurde. Die Moschee soll durch einen „dritten“ jüdischen Tempel ersetzt werden, ein Vorhaben, das die muslimische Welt in Aufruhr versetzen würde. Das Westjordanland, das die Eiferer „Judäa und Samaria“ nennen, wird formell von Israel annektiert werden. Israel, das nach den religiösen Gesetzen der ultraorthodoxen Parteien Schas und Vereinigtes Tora-Judentum regiert wird, wird eine jüdische Version des Iran sein.

Es ist nur ein kleiner Schritt zur totalen israelischen Kontrolle über palästinensisches Land. Israels illegale jüdische Siedlungen, militärische Sperrzonen, gesperrte Autobahnen und Armeekomplexe haben über 60 Prozent des Westjordanlandes in Beschlag genommen und palästinensische Städte und Dörfer in umzingelte Ghettos verwandelt. Es gibt über 65 Gesetze, die palästinensische Bürger Israels und die Bewohner der besetzten Gebiete direkt oder indirekt diskriminieren. Die Kampagne der wahllosen Ermordung von Palästinensern im Westjordanland, viele davon durch schurkische jüdische Milizen, sowie die Zerstörung von Häusern und Schulen und die Beschlagnahmung des verbleibenden palästinensischen Landes werden explodieren. Seit dem Einmarsch der Hamas am 7. Oktober wurden im Westjordanland über 133 Palästinenser von der israelischen Armee und jüdischen Siedlern getötet, und Tausende von Palästinensern wurden vom israelischen Militär verhaftet, geschlagen, gedemütigt und inhaftiert.

Gleichzeitig wendet sich Israel gegen „jüdische Verräter“, die sich weigern, die verrückte Vision der herrschenden jüdischen Faschisten zu übernehmen und die schreckliche Gewalt des Staates anzuprangern. Die bekannten Feinde des Faschismus – Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Intellektuelle, Künstler, Feministen, Liberale, Linke, Homosexuelle und Pazifisten – sind bereits im Visier. Die Justiz soll nach den Plänen von Netanjahu kastriert werden. Die öffentliche Debatte wird verkümmern. Die Zivilgesellschaft und die Rechtsstaatlichkeit werden nicht mehr existieren. Diejenigen, die als „illoyal“ gebrandmarkt sind, werden deportiert.

Faschisten respektieren die Unantastbarkeit des Lebens nicht. Menschen, selbst aus dem eigenen Stamm, sind entbehrlich, um ihre gestörte Utopie aufzubauen. Die Eiferer an der Macht in Israel hätten die von der Hamas festgehaltenen Geiseln gegen die Tausenden von palästinensischen Geiseln in israelischen Gefängnissen austauschen können, weshalb die israelischen Geiseln ergriffen wurden. Und es gibt Beweise dafür, dass das israelische Militär in den chaotischen Kämpfen, die nach dem Einmarsch der Hamas-Kämpfer in Israel stattfanden, nicht nur auf Hamas-Kämpfer, sondern auch auf die israelischen Geiseln zielte.

„Mehrere neue Aussagen von israelischen Zeugen des Hamas-Überraschungsangriffs auf den Süden Israels am 7. Oktober liefern immer mehr Beweise dafür, dass das israelische Militär seine eigenen Bürger tötete, als sie kämpften, um palästinensische Bewaffnete zu neutralisieren“, schreibt Max Blumenthal in The Grayzone.

Tuval Escapa, ein Mitglied des Sicherheitsteams für den Kibbuz Be’eri, richtete laut Blumenthal eine Hotline ein, um sich zwischen den Kibbuzbewohnern und der israelischen Armee abzustimmen.

Escapa erzählte der israelischen Zeitung Haaretz, dass die Kommandeure vor Ort, als die Verzweiflung einsetzte, schwierige Entscheidungen trafen – einschließlich des Beschusses der Häuser der Bewohner, um „die Terroristen zusammen mit den Geiseln zu eliminieren“.

Die Zeitung berichtete, dass die israelischen Kommandeure „gezwungen waren, einen Luftangriff“ auf ihre eigene Einrichtung am Erez-Übergang zum Gazastreifen zu fliegen, „um die Terroristen zurückzuschlagen“, die die Kontrolle übernommen hatten. In diesem Stützpunkt waren Beamte und Soldaten der israelischen Zivilverwaltung untergebracht.

Nach der Gefangennahme zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah führte Israel 1986 eine Militärpolitik ein, die als Hannibal-Direktive bekannt wurde, offenbar benannt nach dem karthagischen General, der sich lieber vergiftete, als sich von den Römern gefangen nehmen zu lassen. Mit dieser Richtlinie soll verhindert werden, dass israelische Truppen in die Hände des Feindes fallen, indem ein Höchstmaß an Gewalt angewendet wird, selbst wenn dies den Tod der gefangenen Soldaten und Zivilisten bedeutet.

Die Direktive wurde während des israelischen Angriffs auf den Gazastreifen im Jahr 2014, der als Operation Protective Edge bekannt ist, umgesetzt. Am 1. August 2014 nahmen Hamas-Kämpfer einen israelischen Offizier, Leutnant Hadar Goldin, gefangen. Daraufhin warf Israel mehr als 2.000 Bomben, Raketen und Granaten auf das Gebiet ab, in dem er gefangen gehalten wurde. Goldin wurde zusammen mit über 100 palästinensischen Zivilisten getötet. Die Direktive wurde angeblich 2016 wieder aufgehoben.

Der Gazastreifen ist der Anfang. Das Westjordanland kommt als nächstes dran. 

Israelis, die den palästinensischen Albtraum bejubeln, werden bald ihren eigenen Albtraum erleben.

[Zum Originalbeitrag auf Scheerpost mit Verlinkungen zu den Quellen]

Übersetzung aus dem Englischen mit Hilfe von DeepL

Israel tötet in einem Monat mehr Zivilisten, als in anderthalb Jahren im Ukraine-Konflikt gestorben sind

Von Thomas Röper – 6. November 2023

Israel hat im Gazastreifen in einem Monat mehr Zivilisten getötet, als in der Ukraine in anderthalb Jahren zu Tode gekommen sind. Wer führt einen „brutalen Krieg“ – Israel oder Russland? – Anderthalb Jahre lang haben westliche Medien und Politiker der Weltöffentlichkeit mitgeteilt, Russland führe in der Ukraine einen „brutalen Angriffskrieg“. In westlichen Medien konnte man fast täglich erfahren, dass Russland angeblich gezielt zivile Ziele angreift und die ukrainische Bevölkerung auslöschen wolle. …

Nun haben wir die Möglichkeit, einen Vergleich zu ziehen, denn wir sehen, wie Israel Krieg gegen die Palästinenser führt. Am 6. November hat die Zahl der durch Israels Angriffe auf Gaza nach offiziellen Angaben getöteten Zivilisten 10.022 erreicht, darunter 4.104 Kinder. Das sind nur die identifizierten Toten, wie viele Opfer unter den Ruinen des zerbombten Gaza-Stadt liegen, weiß niemand. Dazu gibt es nicht einmal Schätzungen.

Laut den letzten offiziellen Zahlen des OHCHR sind per 8. Oktober in der Ukraine 9.246 Zivilisten zu Tode gekommen, darunter 560 Kinder. In dieser Zahl sind auch Menschen enthalten, die von der ukrainischen Armee getötet wurden.

Natürlich ist jeder Kriegstote einer zu viel, das will ich hier deutlich sagen, aber man kann eines ganz nüchtern festhalten: Die Zahlen zeigen, dass Russland ganz sicher keinen „brutalen Angriffskrieg“ führt, denn im Gegensatz zu Gaza sind die ukrainischen Städte fast alle praktisch unbeschädigt und die Zahl der toten Zivilisten ist in der Ukraine nach 19 Monaten Kampfhandlungen geringer, als die Zahl der von Israel in Gaza in einem Monat getöteten Zivilisten. Besonders deutlich wird das an der Zahl der getöteten Kinder, denn in der Ukraine sind etwa fünf Prozent der Opfer Kinder, während es in Gaza über 40 Prozent sind. Das zeigt, auf welche Ziele welche Armee schießt.

Ich stelle hier keineswegs Israels Recht auf Selbstverteidigung in Frage und bestreite auch nicht, dass der Auslöser der aktuellen Eskalation im Nahen Osten der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober war. Aber Israels Recht auf Selbstverteidigung schließt nicht das Recht ein, Zivilisten abzuschlachten. Das Verbrechen des Gegners berechtigt nicht dazu, dass Israel noch schlimmere Verbrechen begeht.

Dass Israel die zivilen Opfer in Kauf nimmt (oder sogar bewusst Zivilisten bombardiert), kann man den vielen deutlichen Aussagen von israelischen Offiziellen sehen. Dass beispielsweise der israelische Verteidigungsminister die Palästinenser pauschal als „menschliche Tiere“ bezeichnet hat, die Israel daher auch wie Tiere bekämpfen werde, hat schon fast Anklänge an das Vokabular der Nazis, die ihre Gegner ebenfalls als Tiere bezeichnet haben, um deren Ausrottung zu rechtfertigen. Und seine Aussage war ja nur ein Beispiel, wer die Meldungen der letzten Wochen verfolgt hat, der weiß, dass viele Mitglieder der israelischen Regierung sich ähnlich ausgedrückt haben, was bis zu der Forderung ging, eine Atombombe auf Gaza zu werfen.

In Russland klingen die offiziellen Erklärungen ganz anders. Führende russische Politiker bezeichnen die Ereignisse in der Ukraine als „Tragödie“, sie bezeichnen die Ukrainer als „Brudervolk“, das von seiner Regierung aufgehetzt wurde, sie fordern den Schutz von Zivilisten und so weiter. Kein russisches Regierungsmitglied hat sich je schlecht über „die Ukrainer“ geäußert oder gar deren Vernichtung oder Umsiedlung ins Spiel gebracht, wie man es allenthalben aus Israel hört, wo sogar offen über die Vertreibung der Palästinenser aus Gaza gesprochen wurde.

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Israel bombardiert Flüchtlingslager al-Maghazi und Bureij in Gaza

Von Alex Lantier – 6. November 2023

Am Wochenende nahmen die internationalen Massenproteste gegen Israels Krieg im Gazastreifen massiv zu. Die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) reagierten darauf mit einer Verstärkung ihrer Bombenangriffe auf Flüchtlingslager und Aufrufen zum Massenmord an Palästinensern. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA wurden am Samstag bei einem Bombenangriff der IDF auf das Flüchtlingslager al-Maghazi mindestens 51 Menschen getötet und weitere Dutzende verletzt. Der Journalist Mohammed Alaloul von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu berichtete: „Das Haus meines Nachbarn im Lager al-Maghazi wurde von der israelischen Luftwaffe getroffen und stürzte teilweise ein.“ Er fügte hinzu, zwei seiner Söhne – Ahmed (13) und Qais (4) – seien getötet und seine Frau, seine Mutter und zwei weitere Kinder verwundet worden. Die IDF bombardierten Schulen, die in den Flüchtlingslagern von Al Bureij als Schutzräume dienten, wobei mindestens 15 Menschen starben, und Dschabaliya, wobei sechs Menschen getötet wurden. Letzteres wurde bereits vergangene Woche dreimal bombardiert, wodurch hunderte getötet wurden. Vertreter der UN warnten, dies könnte darauf hindeuten, dass die IDF noch weitere der etwa 150 UN-Schutzräume im Gazastreifen bombardieren könnten, in denen etwa 700.000 der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens leben.

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