Die Coronavirus-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen führen Milliarden Menschen auf der ganzen Welt vor Augen, wie verfault und verdorben das kapitalistische System im Innern ist. Diese Form der gesellschaftlichen Organisation ist offenkundig absurd. Man brauche nur das Beispiel herausgreifen, dass Amazon-Gründer Jeff Bezos, der reichste Mann des Planeten, sein Vermögen seit Jahresbeginn um 24 Milliarden Dollar auf über 138 Milliarden Dollar steigern konnte. Krankenpfleger und Mitarbeiter im Gesundheitswesen dagegen kämpfen in den USA und weltweit ohne ausreichende Schutzkleidung gegen das Virus an.
Obwohl derzeit mehr als vier Milliarden Menschen auf der Erde in irgendeiner Form isoliert sind, wächst die Zahl der neuen Fälle weltweit kontinuierlich um etwa 75.000 pro Tag. Die schwindelerregende Zahl von 5.000 bis 7.000 Toten pro Tag erinnert an die tödliche Natur der Pandemie, die einen Großteil der Welt zum Stillstand gebracht hat. Über 800.000 Fälle werden in den USA gemeldet, was etwa einem Drittel aller Infektionen weltweit entspricht. Die bisherige Zahl der Todesopfer in den Vereinigten Staaten liegt bei über 45.000, mehr als 2.500 kamen allein am Dienstag hinzu. Ein Viertel der Todesfälle insgesamt entfällt damit auf die USA.
Gestern, am 15. April, stieg die Zahl der Todesfälle infolge der Corona-Pandemie weltweit auf über 130.000. In den Vereinigten Staaten starben allein am Dienstag mehr als 2.400 und am Mittwoch über 2.300 Menschen, womit die landesweite Gesamtzahl der Opfer auf über 28.000 kletterte. Diese offiziellen Angaben sind zweifellos wesentlich niedriger als die tatsächliche Zahl der Menschen, die bislang dem Virus erlagen. … Und doch, inmitten dieser dramatischen Krise, gibt es einen kleinen Teil der Gesellschaft, der seinen Reichtum zu vermehren wusste.
Obwohl die Zahl der Corona-Infizierten und -Toten in Deutschland, Europa und weltweit weiter steigt, mehren sich die Stimmen, die auf eine rasche Aufhebung der Kontaktsperren und auf die Rückkehr zur Arbeit drängen. Journalisten, Ökonomen, Politiker und auch Mediziner stimmen die Öffentlichkeit darauf ein, dass im Interesse der Wirtschaft mehr Menschen an Covid-19 erkranken und sterben müssen.
Von Joseph Kishore und David North – 8. April 2020
n dieser Woche scheint es zwei verschiedene Welten zu geben: eine, die auf der Realität basiert, und eine, die auf Fiktion basiert. In der realen Welt setzt die Covid-19-Pandemie ihren tödlichen Feldzug in den Vereinigten Staaten und rund um den Globus fort. Die Nachrichten werden dominiert von Berichten über überfüllte Krankenhäuser, erschöpfte Ärzte, Krankenschwestern und Hilfspersonal sowie kranke und sterbende Patienten.
In den letzten Wochen wurden 20.000 Soldaten in die süditalienischen Regionen Kampa-nien, Apulien und Sizilien entsandt, um Vorratslager und Straßen zu bewachen. Seit zwei Monaten hält der Shutdown in Italien aufgrund der Covid-19-Pandemie nun schon an, und den Menschen geht das Geld aus, um Lebensmittel und andere Gebrauchsgüter einzukaufen.
Am 12. März hat der argentinische Präsident Alberto Fernández eine rigorose Ausgangssperre verhängt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige an Corona erkrankt – Reisende aus Europa. Die einschneidenden Maßnahmen sollen die Ansteckungskurve verlangsamen. Provisorische Gesundheitszentren werden eingerichtet, Gewerkschaften bieten leer-stehende Gästehäuser an. 5-Sterne-Hotels stellen sich – mehr oder minder freiwillig – für Quarantäne zur Verfügung. Kann so das Virus gestoppt werden – in einem Land der südlichen Halbkugel? Viele Fragen stehen im Raum, etwa ob die Therapie – das Einsperren der Bevölkerung, der Einsatz der Armee und das Lahmlegen der Wirtschaft – schlimmere Folgen haben wird, als das Virus. Kann die Regierung in Buenos Aires die Lohn-Ausfälle ausgleichen? Ihre Kassen sind leer, das Land war schon vor Corona praktisch bankrott. Kann sie die Volkswirt-schaft vor dem Ausverkauf schützen? Kann sie – im Handumdrehen – die zusätzliche medizinische Versorgung stemmen? Und wie reagiert die zivile Gesellschaft auf den massiven Einsatz von Polizei und sogar Militär?
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Auch wenn es abwegig klingen mag, für die herrschenden politischen und wirtschaft-lichen Strukturen im Westen ist Covid 19 ein Geschenk des Himmels. Die Pandemie wird verheerende wirtschaftliche Folgen haben. Aber auch ohne sie war eine große Wirtschaftskrise unvermeidlich. Der Beginn der Krise hatte sich bereits im September 2019 deutlich gezeigt. Die Pandemie wird jetzt dazu dienen, diese Tatsache zu vertuschen und unbequeme Fragen unter den Tisch zu kehren.
Vor einigen Wochen hätte sich noch kaum jemand vorstellen können, dass in führenden deutschen Tageszeitungen offen darüber debattiert wird, wie viele Arbeiterleben wirtschaftlichen Interessen geopfert werden sollen. Zu tief saß die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, die in den großen Industriebetrieben Deutschlands Millionen von Zwangsarbeitern buchstäblich zu Tode gearbeitet hatten. Doch mit der Corona-Krise lassen die Vertreter des Kapitals ihren faschistischen Vorstellungen wieder freien Lauf.
Die Coronavirus-Pandemie breitet sich weiter auf der ganzen Welt aus und in den Vereinigten Staaten steigt die Zahl der gemeldeten Fälle schneller als in jedem anderen Land. Gleichzeitig zeichnet sich eine klare Linie der herrschenden Klasse in Amerika ab, die lautet: „Das Heilmittel ist schlimmer als die Krankheit.“ Mit anderen Worten, das Leben von Millionen Arbeiterinnen und Arbeitern soll im Interesse der Unternehmens-profite geopfert werden.