Joseph Kishore – 21. März 2025
Zwei Monate nach dem Amtsantritt von Donald Trump ist völlig klar, dass sich seine Regierung über jedes Recht hinwegsetzt. Selbst die kapitalistischen Medien geben inzwischen zu, dass es sich bei den aktuellen Ereignissen in den USA um den Versuch handelt, die verfassungsmäßige Ordnung zu stürzen und eine Präsidialdiktatur zu errichten.
Einen vorläufiger Höhepunkt erreichte diese Entwicklung am vergangenen Samstag. Trump missachtete die Anordnung eines Bundesgerichts, die Abschiebungen zu stoppen, die er auf Grundlage des „Alien Enemies Act“ („Gesetz über ausländische Feinde“) angeordnet hatte. Auf die Entscheidung von James Boasberg (Bezirksgericht Washington DC) reagierten Beamte des Weißen Hauses und Trump selbst mit der Drohung, den Richter abzusetzen.
Die faschistische Rechte tobte. Trump wetterte gegen „wahnsinnige linke“ Richter und forderte unisono mit republikanischen Kongressabgeordneten ihre Absetzung. Es folgten indirekte Gewaltandrohungen. So vermerkte ein Kolumnist der Financial Times die „jüngste Flut anonymer Pizzalieferungen an die Privatwohnungen unbotmäßiger Richter – eine Aktion, die direkt einem Mafiafilm entnommen ist. ‚Wir wissen, wo ihr wohnt‘, lautet die implizite Botschaft an die Richter.“
Gleichzeitig werden immer mehr Menschen wie Mahmoud Khalil wegen ihrer politischen Ansichten festgenommen. Gestern versuchten Polizeibeamte, den Studenten Momodou Taal von der Cornell University zu verhaften, nachdem er eine Klage gegen Trump eingereicht hatte, in der er seine Dekrete anzweifelte. Maskierte Bundespolizei nahm am Montagabend den Wissenschaftler Badar Khan Suri von der Georgetown University vor seinem Haus fest. Sie gaben dabei dieselben fadenscheinigen Gründe an wie bei der Entführung von Khalil.
Die Präsidentschaft ist zu einer Schaltzentrale für die Errichtung einer Diktatur geworden. Dafür gibt es in der amerikanischen Geschichte keinen Präzedenzfall, außer vielleicht in den letzten Wochen von Trumps erster Amtszeit, als er versuchte, das Wahlergebnis durch einen faschistischen Putsch zu kippen. Was Trump am 6. Januar 2021 nicht gelungen ist, setzt er jetzt durch.
Am Mittwoch veröffentlichte die New York Times einen aufschlussreichen Artikel unter der Überschrift „Widerstand und Drohungen im Deportationsverfahren schüren erneut Furcht vor Verfassungskrise“. Die Zeitung zitiert die Stellungnahmen einer Reihe von Juraprofessoren zu Trumps Vorgehen, z. B. Jamal Green von der Columbia University:
Wenn eine Person aufgrund der Behauptung der Regierung, sie könne ohne gerichtliche Prüfung oder ordnungsgemäßes Verfahren so vorgehen, inhaftiert oder abgeschoben wird, übt der Präsident diktatorische Macht aus, und der Ausdruck „Verfassungskrise“ wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. (Hervorhebung hinzugefügt).
Die Juraprofessorin Pamela Karlan von der Stanford University warnte: „Das Problem mit dieser Regierung sind nicht nur akute Episoden, wie im Fall von Richter Boasberg und der Abschiebung der Venezolaner. Das Problem ist die durchgängige Missachtung verfassungsrechtlicher Normen und der anderen Säulen der Regierung.“ Karlan fügte hinzu: „Der Ausdruck ‚Kipppunkt‘ suggeriert eine Welt, in der die Dinge zunächst in Ordnung sind und dann plötzlich nicht mehr. Aber über diesen ersten Punkt sind wir bereits hinaus.“
Karlan hat Recht, dass der Ausdruck „Kipppunkt“ nicht passt. Es handelt sich um den vollständigen Zusammenbruch demokratischer Rechte. Aber das Verhalten der Trump-Regierung besteht nicht einfach aus der „Missachtung verfassungsrechtlicher Normen“. Es ist eine vorsätzliche, kriminelle Verschwörung, um diese Normen zu zerstören.
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