„Die Niederlage des Siegers“ – das neue Buch von Jacques Baud

Von Norman Paech – 21. Februar 2025

Nun, da US-Präsident Trump darangehen will, gemeinsam mit dem begeisterten Ministerpräsidenten Israels, Netanjahu, den Gazastreifen endgültig von den Palästinenserinnen und Palästinensern zu säubern und nach den bewährten Kriterien der Immobilienbranche für seine Klienten herzurichten, herrscht in der westlichen Welt plötzlich Überraschung und Empörung. Eine Rezension von Norman Paech.

Das ist zumindest so verlogen, wie der Umgang mit diesem zum Völkermord entarteten Krieg seit dem 7. Oktober 2023 verlogen ist.

Denn die Vertreibung der Bewohner und den Umbau – nicht Wiederaufbau – des Streifens zu einer internationalen Handels- und Tourismusexzellenz konnte man schon länger in Plänen der Regierung in Jerusalem und von sogenannten Thinktanks lesen. Überraschen sollte ebenfalls nicht die Brutalität, mit der Trump die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung ohne die Chance einer Rückkehr durchsetzen will und dabei die Nachbarstaaten Jordanien und Ägypten unter Druck setzt. Netanjahus Strategie, den Krieg gegen den Gazastreifen so lange hinauszuziehen, bis Trump als neuer Präsident der USA neben und hinter ihm steht, ist offensichtlich aufgegangen. Die NATO-Verbündeten, die einzigen Staaten, die einen gewissen Einfluss auf Trump ausüben könnten, verharren selbst in Schockstarre durch die Verordnungsflut Trumps, mit der er die alten Verträge und Abreden umstürzt. Der Völkermord ist noch nicht beendet, und schon scheint er durch die neue Katastrophe der totalen Vertreibung in Vergessenheit zu geraten.

In dieser Situation ist es gut, in ein Buch hineinzuschauen, welches mit großem und faktenreichem Realismus die vergangenen anderthalb Jahre des Krieges dokumentiert und analysiert: Jacques Baud, „Die Niederlage des Siegers – Der Hamas-Angriff – Hintergrund und Folgen“, Westend Verlag, 2024. Der Autor des Buches war bisher der Öffentlichkeit eher bekannt durch ein Buch über Putin und seine detaillierten und illusionslosen Analysen des Kriegsgeschehens in den östlichen Provinzen der Ukraine. Dazu war er als ehemaliger Geheimdienstler in Schweizer Diensten und als Beauftragter der UNO in der Ukraine zweifellos prädestiniert. In seinem neuen Buch über den Gaza-Krieg mögen ihm die Arbeit und Erfahrungen auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz die notwendige Nüchternheit und Distanz zum grauenhaften Geschehen verschafft haben, die für eine objektive Analyse notwendig ist.

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