Von Marcus Klöckner – 7. Februar 2025
Jetzt ist es doch so weit: Sie kommen! Wer? Die Russen. Und sie greifen des Deutschen liebstes Kind an: das Auto. Das weiß zumindest der Spiegel – also: „offenbar“, wie das Magazin es formuliert. Unter der Überschrift „Deutschlandweite Sabotageserie offenbar von Russland gesteuert“ schreibt das Hamburger Blatt ein glorreiches Stück „Journalismus-Geschichte“ – offenbar. Deshalb: Ein Hoch auf das weltbeste Nachrichtenmagazin der Welt – ja, zwei Mal das Wort „Welt“ ist schlechter Stil, was jetzt aber auch egal ist.
Der Spiegel – „sagen, was ist.“ Das war das Motto von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein. „Sagen, was ist“ – diese Aussage hängt in großen Buchstaben an der Wand im Innern des Spiegel-Gebäudes. „Sagen, was ist“ – dafür will das Nachrichtenmagazin noch immer stehen. Und das tut es auch – wie kein anderes Medium in Deutschland. Schonungslos hat der Spiegel unter Kreativ-Reporter Relotius gesagt, was ist. Und auch wenn nicht alles zu hundert Prozent korrekt war: Trotzdem war alles korrekt. Das ergibt zwar keinen Sinn, aber: Das muss es ja auch nicht. Wichtig ist das grundlegende Prinzip, nämlich: Qualitätsjournalismus kann durch nichts ersetzt werden – nur durch noch mehr Qualitätsjournalismus. Das wissen die Blattmacher, und deshalb geht die Entwicklungskurve in Hamburg steil nach oben.
So auch am Mittwoch um 10:30 Uhr. Auf der Internetseite des Nachrichtenmagazins findet sich als Aufmacher ein Artikel unter der Überschrift: „Deutschlandweite Sabotageserie offenbar von Russland gesteuert“.
So geht Qualitätsjournalismus. In einer Zeit, in der Propagandisten NATO und Russland gegeneinander aufhetzen und die Angst vor den Russen schüren, stützt sich das Magazin auf die reinen Fakten. Keine Spekulation, kein Stochern im Nebel. Und gewiss keine Manipulation und Propaganda, sondern in alter Tradition des Hauses: Sagen, was ist – also „offenbar“.