Von Michael Lüders – 1. Oktober 2024
Eigentlich wollte ich Ihnen heute mein neues Buch vorstellen „Krieg ohne Ende warum wir für Frieden im Nahen Osten unsere Haltung zu Israel ändern müssen“. Das werde ich im Folgenden zwar auch tun, aber ich werde es ergänzen um eine Analyse der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten, insbesondere im Libanon.
Sie haben es verfolgt in den Medien: Seit dem 18. September herrscht im Libanon erneut Krieg. Israel hat im großen Umfang den Libanon angegriffen und am 27. September Hassan Nasrallah, den Chef der Hisbollah, der „Partei Gottes“, in Beirut ermordet. Und die Welt fragt sich: Wie geht es nun weiter in dieser Region? Das versuche ich ebenfalls im Folgendem zu beleuchten. Um zu verstehen, was geschehen ist im Libanon, muss man sich zunächst einmal vor Augen führen, dass unsere Wahrnehmung der Hamas wie auch der Hisbollah ja meistens geprägt ist dadurch, dass es sich um reine Terrororganisationen handle. Das kann man natürlich so sehen, aber diese Sichtweise greift viel zu kurz, denn die Hisbollah insbesondere ist eine Massenorganisation, die größten Rückhalt in der Bevölkerung der Schiiten im Libanon und darüber hinaus, vor allem im Irak und in Syrien, genießt. Natürlich gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Iran, ohne dass die Hisbollah jedoch lediglich eine Stellvertretermiliz des Iran allein wäre. Es ist eine autochthone, im Südlibanon insbesondere, tief verwurzelte Massenbewegung. Das ist etwas, das die meisten Betrachter – Politiker wie auch Medienschaffende – in der Regel nicht vor Augen haben, nicht wissen oder schlichtweg ignorieren. Nun hat die israelische Armee Nasrallah getötet, und der Akt der Liquidierung Nasrallahs, das muss man sich auch nochmal in Erinnerung rufen, geschah am Freitag, dem 27. September.
Man muss sich das wirklich vor Augen führen: Premier Netanyahu, der israelische Premier, hat an jenem Tag eine Rede vor den Vereinten Nationen [gehalten], und er hat die Vereinten Nationen und die dort Anwesenden einmal mehr des Antisemitismus geziehen und hat klar signalisiert, dass es ihm relativ egal sei, was die Nationen beschließen oder nicht in Sachen Israel. Und während er seine Rede hielt, waren die israelischen Bomber bereits unterwegs, [um] Hassan Nasrallah zu töten, das ungeachtet der Tatsache, dass sowohl die USA wie auch Frankreich, insbesondere, beide bemüht waren, zusammen mit anderen Ländern, den Konflikt zu entschärfen, der begann, als die israelische Seite am 18. September mit ihren Pager- und Walkie-Talkie-Angriffen zahlreiche Menschen im Libanon getötet und über 2000, wenn ich die Zahl richtig in Erinnerung habe, zum Teil schwer verletzt hat. .. [Anm. der GG-Redaktion: Nach libanesischen Angaben wurden insgesamt mindestens 37 Menschen getötet und rund 3000 verletzt].
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