Von Chris Marsden – 5. Juli 2024
Die Labour Party von Sir Keir Starmer hat gegen die Tories einen erdrutschartigen Wahlsieg errungen. Dabei konnte sie in der Bevölkerung (außerhalb Schottlands) kaum Stimmen hinzugewinnen. Obwohl die Labour Party mit 412 Sitzen gegenüber 121 Sitzen für die Tories eine Mehrheit von 170 Sitzen erlangte, betrug der eigentliche Stimmenanteil der Labour Party landesweit nur 33,8 Prozent.
Labour verfügt mit einem Vorsprung von 170 Sitzen über die größte Mehrheit seit 1997 unter Tony Blair. Dabei ist ihr landesweiter Stimmenanteil seit 2019 nur um zwei Prozent angestiegen. Er liegt aktuell fünf Prozent niedriger als im Jahr 2017 unter Jeremy Corbyn, als die Labour Party bei einer viel höheren Wahlbeteiligung von über 68 Prozent knapp unterlag.
Labour übernimmt die Macht mit dem geringsten Stimmenanteil aller neuen Regierungen in der britischen Geschichte. Ihr Sieg ist das Ergebnis einer enormen Stimmabgabe gegen die Tories: Tatsächlich verzeichneten die Konservativen ihr bisher niedrigstes Wahlergebnis. Seit 2019 mussten die Tories einen massiven Rückgang um 20 Prozentpunkte hinnehmen. Elf hochrangige Minister haben ihre Sitze verloren, darunter die ehemalige Premierministerin Liz Truss, Verteidigungsminister Grant Shapps und der prominente Brexit-Verfechter Jacob Rees-Mogg.
Der bisherige Premierminister Rishi Sunak konnte zwar seinen Sitz halten, ist aber als Parteivorsitzender zurückgetreten.
Keir Starmer konnte vor allem in den großen städtischen Zentren keine Stimmengewinne erzielen. Dort haben andere Kandidaten, die sich wegen des Völkermords im Gazastreifen gegen die Labour Party aussprachen, deutliche Siege errungen. Außerdem haben sich in den großen Städten fast die Hälfte der Wähler der Stimme enthalten. Landesweit lag die Wahlbeteiligung bei 60 Prozent, was die zweitniedrigste Beteiligung seit 1885 ist.
Starmer hat für seine wirtschaftsfreundliche Agenda, die den Tory-Kurs fortsetzen wird, kein Mandat der Bevölkerung – vor allem nicht für seine Pläne, Großbritannien auf dem NATO-Gipfel am 9. Juli in Washington D.C. in eine direkte Konfrontation mit Russland zu stürzen.