Von Moritz Müller – 21. Dezember 2023
Wie am Dienstag bekannt wurde, findet die nächste Anhörung im Fall Assange am 20. und 21. Februar 2024 in London statt. Das sind genau vier Jahre minus vier Tage, seitdem die Auslieferungsanhörungen begannen. Auf diese Ankündigung warten Julian Assange, seine Familie und die interessierten Teile der Öffentlichkeit seit dem vergangenen Sommer. Es ist die übliche quälende Langsamkeit der Behörden, der Julian Assange seit über 13 Jahren ausgesetzt ist. …
Trotz[dem] … scheint es doch so etwas wie Hoffnung zu geben im Fall Assange. Ganz am Ende dieses Beitrags finden sich zwei Briefe, welche Julian Assange als Antwort an die Kölner und Ulmer Mahnwachenden geschickt hat. Er schreibt dort, dass er Ulm besuchen werde, falls er wieder frei sein wird. An die Kölner schreibt er von der Verbindung seiner Freiheit und der unsrigen. Wenn es seinen Verfolgern wirklich gelänge, ihn mundtot zu machen und ihn als abschreckendes Beispiel zu präsentieren, dann wäre die Pressefreiheit und unsere eigene Meinungs- und Redefreiheit ein weiteres großes Stück erodiert.
Wie man an den Briefen sieht, ist er nun zumindest im Besitz einer Schreibmaschine, was es für ihn sicher einfacher macht. Eigentlich bräuchte er jedoch einen Rechner mit Internetzugang. Aus der Sicht der Strafverfolgungsbehörden ist die derzeitige Beschneidung seiner Kommunikation natürlich logisch und folgerichtig. Nicht aber, wenn man meint, dass Julian Assange der Öffentlichkeit mit der Veröffentlichung der Dokumente über die Kriegsverbrechen der USA und ihrer Verbündeten einen großen Dienst erwiesen hat.
Der französische Mathematiker und Assange-Unterstützer Cédric Villani besuchte Julian Assange vor einiger Zeit in Belmarsh. Was er schildert, stimmt einen auch verhalten optimistisch:
„… meine erste Frage ist natürlich die eines jeden, der einen Angehörigen im Gefängnis besucht. Wie geht es ihm? Offensichtlich nicht sehr gut. Übergewicht, neutraler Blick, müde Gesichtszüge – wie könnte es anders sein? Es ist über ein Jahrzehnt her, dass er eine Straße entlanggehen, an einer kulturellen Veranstaltung teilnehmen oder einen Hügel hinaufklettern konnte. Dennoch verleiht das lange, weißblonde Haar seinem Gesicht das Aussehen eines Weisen aus Tolkiens Märchen. Seine robuste Haltung erinnert eher an einen Felsen als an einen zerschlagenen Mann.“