Von Alex Lantier – 14. Mai 2024
Seit Ende letzter Woche sind russische Armeeeinheiten bei Angriffen südwärts in die Ukraine vorgedrungen und haben dabei Gebiete nördlich von Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, erobert. Mittlerweile ist klar, dass es sich dabei um eine große Offensive handelt, die die gesamte Frontlinie der ukrainischen Armee ins Wanken bringen und für das Nato-Marionettenregime in Kiew eine Katastrophe bedeuten könnte.
Die Eskalation in der Ukraine verschärft außerdem die Gefahr einer rücksichtslosen militärischen Eskalation der NATO-Mächte gegen Russland. Tatsächlich entsteht in der Ukraine genau die Situation, in der die NATO–Großmächte laut eigenen Aussagen Russland angreifen würden.
Anfang Mai hatte der französische Präsident Emmanuel Macron gegenüber dem Economist erklärt, er würde im Falle eines Zusammenbruchs der ukrainischen Frontlinien französische Truppen in die Ukraine schicken. Letzte Woche gab es unbestätigte Berichte, laut denen französische Truppen bereits in die Ukraine entsandt worden seien. Am Wochenende, als die verzweifelte Situation der ukrainischen Armee und ihrer NATO–Hintermänner deutlich wurde, forderte Macron auf X/Twitter, die Nato-Mächte müssten „bereit sein zu handeln“.
An der russischen Offensive nördlich von Charkiw sind etwa 50.000 Soldaten der neu gebildeten Streitkräfte-Gruppe Sever („Nord“) beteiligt. Dem Telegram-Kanal des russischen Verteidigungsministeriums zufolge haben diese Truppen neun Dörfer nördlich von Charkiw eingenommen, ukrainische Panzer, Artillerie und Luftabwehrsysteme zerstört und Hunderte von ukrainischen Soldaten getötet. Am Sonntag erreichten sie Wowtschansk und andere Städte, die mit einer ukrainischen Befestigungslinie nördlich von Charkiw verbunden sind.
Ukrainische Regierungsvertreter gaben zu, dass sie bedeutende Rückschläge erlitten haben. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrskyj, schrieb am Sonntag auf Telegram: „Diese Woche hat sich die Lage in der Region Charkiw deutlich verschlechtert.“ Er räumte „Teilerfolge“ der russischen Truppen ein und erklärte: „Die ukrainischen Verteidigungskräfte tun alles in ihrer Macht Stehende, um die Verteidigungslinien und Stellungen zu halten.“
Derzeit verlegt das ukrainische Militär Truppen von anderen Teilen der Front, um die Einheiten zu verstärken, die die nördlichen Zufahrtswege nach Charkiw verteidigen.
Die genauen Ziele der russischen Offensive auf Charkiw sind derzeit noch unklar. Im März hatte der russische Präsident Wladimir Putin die Schaffung einer „Pufferzone“ nördlich von Charkiw gefordert, nachdem ukrainische Truppen von dort aus Angriffe auf die nahe gelegene russische Stadt Belgorod durchgeführt hatten. Am Sonntag wurden bei ukrainischen Raketenangriffen auf Belgorod mindestens vier Menschen getötet und Dutzende verwundet.
Allerdings ist offensichtlich, dass die Offensive gegen Charkiw Teil einer breiteren russischen Offensive entlang der gesamten Front ist. Einige Medien spekulieren, dass die Sever-Gruppe mit zusätzlicher Truppenverstärkung sowohl Charkiw als auch die nahegelegene Stadt Sumy erobern könnte. Andere halten die Offensive für eine Ablenkung, mit der ukrainische Truppen von anderen Frontabschnitten abgezogen werden sollen. Die Front wäre dann so ausgedünnt, dass die russische Armee dort durchbrechen könnte.
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