Von Clara Weiss – 26. März 2024
Im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf eine Moskauer Konzerthalle am Freitag, 22. März, tauchen immer neue Informationen auf, die auf eine Verwicklung der USA und der Ukraine hinweisen. Derweil verstärken die NATO-freundlichen Medien ihr Propagandanarrativ über den Anschlag.
Laut den Zahlen der russischen Behörden von Dienstagmorgen wurden bei dem Anschlag 139 Menschen getötet, und 93 befinden sich noch im Krankenhaus, neun von ihnen in kritischem Zustand.
Die vier mutmaßlichen Terroristen, die die russischen Behörden verhaftet haben, sind allesamt Immigranten aus Tadschikistan. Sie wurden in der Region Brjansk auf dem Weg zur ukrainischen Grenze aufgegriffen. Laut der Aussage von Russlands Präsident Wladimir Putin und des russischen Geheimdiensts FSB hatten sie Verbindungen auf der ukrainischen Seite, wo ihr Grenzübertritt vorbereitet worden sei.
Am Montag erklärte Wladimir Putin, auch die russischen Behörden seien zu dem Schluss gekommen, dass radikale Islamisten an dem Anschlag beteiligt waren: „Wir wissen, wer diese Gräueltat gegen Russland und sein Volk verübt hat. Uns interessiert, wer sie angeordnet hat (…) Natürlich muss die Frage beantwortet werden, warum die Terroristen nach ihrem Verbrechen versucht haben, in die Ukraine zu gehen. Wer hat dort auf sie gewartet?“
Die russische Staatszeitung Iswestija berichtete am Montag, zwei der Terroristen hätten während eines Aufenthalts in der Türkei „Anweisungen erhalten“. Zudem hätten alle vier den Anschlag während des heiligen muslimischen Fastenmonats Ramadan verübt – nicht aus religiösem Fundamentalismus, sondern für Geld. Laut den russischen Behörden sollten die vier Männer für den Anschlag 500.000 Rubel erhalten, d.h. etwa 5.400 Dollar. Am Montagabend deuteten die russischen Ermittler auch an, dass die vier Männer gestanden hätten, für wen sie arbeiteten; doch wurden diese Informationen noch nicht veröffentlicht.
Obwohl offenbar vieles darauf hinweist, dass die Terroristen als Söldner für eine noch nicht identifizierte dritte Partei tätig waren, haben die NATO-freundlichen Medien dies völlig ignoriert. Stattdessen haben sie ein vages Bekennerschreiben zum zentralen Element ihres Narrativs gemacht, das wenige Stunden nach Bekanntwerden des Anschlags in den Sozialen Medien auftauchte: Darin hat die aus Afghanistan operierende islamistische Terrororganisation IS-K (Islamischer Staat – Khorasan) die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
So stellte die New York Times die Schlussfolgerung der französischen Regierung („Ein Ableger des Islamischen Staats hat den Angriff geplant und ausgeführt“) als bewiesene Tatsache hin, die „Putins Version offenbar widerspricht“. Ohne irgendwelche Beweise zu liefern, die die Verbindung zur Ukraine widerlegen würden, warf die Times den russischen Medien vor, dass sie „Bestrebungen forcieren, der Ukraine die Schuld zu geben“. Dabei bezieht sich die Times lediglich auf Äußerungen amerikanischer und ukrainischer Regierungsvertreter und das erwähnte Bekennerschreiben des IS-K.
Die Financial Times veröffentlichte einen besonders aggressiven Artikel mit dem Titel „Putins Besessenheit von der Ukraine hat ihn für die Gefahren im eigenen Land blind gemacht“. Darin prangert sie Putins Äußerungen über eine Verbindung zur Ukraine als Beweis dafür an, dass der russische Präsident „in Lügen und Paranoia gefangen“ sei. Ohne auch nur den Anschein von Objektivität behauptete die FT: „Russlands Vorwürfe, Kiew – und damit die USA – seien die Drahtzieher hinter dem Amoklauf, sind reine Fantasie.“
Die Autorin, Hanna Nolta, ist Leiterin des Eurasien-Programms des James Martin Center for Nonproliferation Studies am Middlebury College, das für seine engen Beziehungen zu CIA und Militär berüchtigt ist. Leiter des James Martin Center ist ein gewisser William Potter, Professor am Institute for International Studies dieses Colleges, das regelmäßig Anwerbeveranstaltungen für die CIA organisiert. Potter ist auch Mitglied des US Council of Foreign Relations und ehemaliger Berater der Denkfabrik RAND Corporation, die enge Beziehungen zum US-Militär unterhält.
Wie die gesamte imperialistische Propaganda über den Ukrainekrieg beruht auch das von der New York Times und der Financial Times verbreitete Narrativ auf einer völligen Verschleierung und Verdrehung von Fakten und Zusammenhängen. Die grundlegendsten Fragen, etwa nach dem Timing des Anschlags, werden nicht gestellt. Über wesentliche Fakten wie die möglichen Verbindungen der Terroristen in die Türkei wird einfach nicht berichtet, und wer Zweifel an der „offiziellen Linie“ äußert, wird praktisch als Verrückter hingestellt. Inzwischen wird jede Diskussion über politische und historische Zusammenhänge fast gänzlich aus der Diskussion verbannt.