Der Russe war’s (doch nicht)!“ – Baerbock und Pistorius blamieren sich mit Aussagen zu Ostseekabeln

Von Florian Warweg – 23. Januar 2025

Eine von den USA und den EU-Staaten durchgeführte Untersuchung ist diese Woche zum Schluss gekommen, dass entgegen vorheriger Verdächtigungen Russland nicht für die in jüngster Zeit angeblich „gehäuft“ aufgetretenen Beschädigungen von Unterwasserkabeln in der Ostsee verantwortlich ist. Zuvor hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius von „Sabotage“ gesprochen und ausgeschlossen, dass dies versehentlich geschehen sein könnte. Ähnlich hatte sich auch Außenministerin Annalena Baerbock geäußert und vor einer „russischen Schattenflotte“ gewarnt. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, auf welcher Faktengrundlage die nun widerlegten Anschuldigungen beider Minister erfolgt waren. Die „Antwort“ vom AA-Sprecher hatte immerhin hohen Unterhaltungswert.

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Panzer statt Pkw

Von German-Foreign-policy.com – 23.Januar 2025

Weil die Bundeswehr rasant aufgerüstet wird und die Rüstungsexporte boomen, entwickelt sich die Rüstungsindustrie zum Hoffnungsträger auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen für massenhaft entlassene Arbeiter der Kfz-Branche.

Die deutsche Rüstungsindustrie entwickelt sich zum neuen Hoffnungsträger bei der Suche nach Ersatzarbeitsplätzen für Opfer von Massenentlassungen in der deutschen Kfz-Branche. Während deutsche Autohersteller und ihre Zulieferer zur Zeit stets weitere Kündigungen vieler Tausend Angestellter bekanntgeben, sind Konzerne wie etwa Rheinmetall, Diehl Defence oder Hensoldt auf der Suche nach einer großen Zahl neuer Mitarbeiter. Ursache ist der gewaltige Rüstungsboom, der die Produktion befeuert und die Umsätze in die Höhe treibt. Die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall etwa geht davon aus, ihren Umsatz, der im Vorkriegsjahr 2021 noch bei 5,66 Milliarden Euro lag, bis 2026 auf 13 bis 14 Milliarden Euro steigern zu können. Dazu werden Tausende neue Arbeitskräfte benötigt. Zwar könne die Rüstungsindustrie unmöglich alle Entlassungen in der Kfz-Branche auffangen, die allein in Baden-Württemberg in diesem Jahr wohl auf 40.000 steigen dürften, heißt es; doch könne man wohl wenigstens „einen Teil“ durch neue Rüstungsarbeitsplätze kompensieren. Dazu tragen neben der Aufrüstung der Bundeswehr vor allem auch die Rüstungsexporte bei, die 2024 ein Rekordvolumen erreichten.

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In der Slowakei wird der Versuch einer Farbrevolution erwartet

Von Thomas Röper – 23. Januar 2025

In der Slowakei warnt die Regierung vor einem Putschversuch, einer sogenannten Farbrevolution, und hat für den 23. Januar den Sicherheitsrat des Landes einberufen. Was ist da los?

Der Kampf um die politische Deutungshoheit wird in Europa mit immer härteren Bandagen gekämpft. Der slowakische Ministerpräsident Fico, der sich gegen die Unterstützung der Ukraine und für bessere Beziehungen zu Russland einsetzt, wurde von einem radikal proukrainischen Aktivisten beinahe erschossen, ohne dass das in Brüssel oder anderen europäischen Hauptstädten zu echten Protesten geführt hätte. Die westlichen Medien haben es so dargestellt, dass Fico quasi selbst Schuld sei, weil er das Attentat durch seine politischen Positionen quasi selbst provoziert habe.

In Rumänien wurde sogar eine Präsidentschaftswahl für ungültig erklärt, weil es in der ersten Wahlrunde kein explizit proamerikanischer Kandidat in die entscheidende Stichwahl geschafft hat.

Es ist also offensichtlich, dass das bestehende Establishment in Europa mit allen Mitteln kämpft und dass im politischen Diskurs in Europa keine Regeln mehr gelten. Vor diesem Hintergrund überraschen die aktuellen Meldungen aus der Slowakei nicht wirklich.

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Trump-Regierung signalisiert neue Phase der ethnischen Säuberung Palästinas

Von Andre Damon – 23. Januar 2025

Trumps nominierte UN-Botschafterin: Israel hat „biblisches Recht“ auf Westjordanland.

Die Trump-Regierung hat in einer Reihe von öffentlichen Erklärungen, Dekreten und Hintergrundkommentaren an die Presse deutlich gemacht, dass die USA und Israel zur nächsten Phase der ethnischen Säuberung Palästinas übergehen: die Vertreibung der Bevölkerung von Gaza und die Annexion des Westjordanlands durch Israel.

Biden hat zwar Israels Völkermord in Gaza, der mindestens 70.000 Todesopfer gefordert hat, finanziert, mit Waffen versorgt und politisch verteidigt, doch seine Regierung hat auch die Fiktion aufrechterhalten, eine „Zwei-Staaten-Lösung“ und ein eigenes Land für die Palästinenser anzustreben. Die neue Trump-Regierung hingegen versichert der Netanjahu-Regierung öffentlich Unterstützung für ihre tatsächliche Politik, nämlich die ethnische Säuberung und Annexion des gesamten palästinensischen Territoriums.

Elise Stefanik, die von Trump als UN-Botschafterin nominiert wurde, erklärte am Dienstag vor dem Kongress, Israel habe ein „biblisches Recht“ auf das gesamte Westjordanland. Damit signalisierte sie die Unterstützung der Regierung für die Position des israelischen Finanzministers, Bezalel Smotrich, und des ehemaligen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir.

Zuvor hatte ein Vertreter der Trump-Regierung am Sonntag gegenüber NBC News erklärt, das Weiße Haus diskutiere über die „freiwillige“ Umsiedlung (d. h. die gewaltsame ethnische Säuberung) des palästinensischen Volks aus dem Gazastreifen in die pazifische Inselgruppe Indonesien.

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Widersprüchliche Annäherung

Von German-Foreign-policy.com – 22.Januar 2025

In ihrem aktuellen Wahlprogramm vollzieht die AfD eine relative Annäherung an die USA und übernimmt die Berliner Forderung nach strategischer Autonomie eines europäischen Blocks. Damit vollzieht sie einen Schritt in Richtung Koalitionsfähigkeit.

Die AfD öffnet sich nach dem Beginn der Charmeoffensive von Elon Musk und Donald Trump stärker für eine transatlantische Kooperation auch im Rahmen der NATO. Wie AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel erklärt, sehe sie ihre Partei als „Vermittler zwischen Ost und West“; daher sei es ihr „extrem wichtig“ gewesen, etwa in ihrem Onlinegespräch mit Elon Musk „einen Kanal in die USA zu öffnen“. Im aktuellen Wahlprogramm der Partei heißt es, Deutschlands „Mitgliedschaft in der NATO“ sei eines der „zentrale[n] Elemente unserer Sicherheitsstrategie“; sie sei zumindest „bis zum Aufbau eines unabhängigen und handlungsfähigen europäischen Militärbündnisses“ unerlässlich. Die für Letzteres erforderliche drastische Aufrüstung ist seit je eine Kernforderung der extrem rechten Partei. Weidel sprach sich kürzlich sogar für die Aufstockung des deutschen Militärhaushalts auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. In der Parteiprogrammatik heißt es, man müsse „die besten Traditionen der deutschen Militärgeschichte leben“. Die relative Annäherung der AfD an die USA ist nicht nur eine Folge des Wahlsiegs von Donald Trump, sondern auch Voraussetzung dafür, in Berlin koalitionsfähig zu werden.[[

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Wie russische Experten Trumps Memecoin einschätzen

Von Michail Beljaew/TASS (Übersetzung: Thomas Röper) – 22. Januar 2025

Trump hat zur Amtseinführung einen virtuellen Memecoin herausgegeben und damit offenbar über Nacht einige Milliarden verdient. Da der Memecoin und das Drumherum im Netz kontrovers diskutiert wird, zeige ich hier, wie ein russischer Experte das Thema sieht.

Trumps Memecoin wird im Netz kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass er Trump Milliarden in die Kasse gespült hat. Aber ob es sich dabei de facto um einen simplen Betrug handelt, oder ob Trump eine neue, wertvolle Währung geschaffen hat, darüber wird gestritten.

Generell scheint Trump der Meinung zu sein, die finanziellen Probleme der USA mit Coins lösen zu können, was ich für mehr als fragwürdig halte.

Hier übersetze ich einen Artikel eines russischen Experten, den die russische Nachrichtenagentur TASS veröffentlicht hat. […]

Die Kryptomonetisierung der Macht: Was bringt der Memecoin des 47. US-Präsidenten?

Michail Beljaew über die Vakanz des Anstands in der neuen wunderbaren Weltordnung unter Trump

Nur wenige amerikanische Präsidenten haben ihr Amt in einer Atmosphäre solcher Diskussionen, Prognosen, Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen und Ängste angetreten – kurz gesagt, in einem Strudel verschiedener Emotionen. Die Erklärung ist offensichtlich: Die Welt befindet sich in einem epochalen geopolitischen Umbruch und die USA nehmen nach wie vor einen führenden Platz in der Welt ein und haben einen erheblichen Einfluss auf Wirtschaft und Politik. Auch das sozioökonomische Umfeld des Landes gerät zunehmend in Turbulenzen, die der neuen Regierung radikale Entscheidungen abverlangen. Die Figur des Donald Trump, der im Wahlkampf, als gewählter Präsident und in den ersten Stunden seiner Amtszeit als Staatschef viel versprochen hat, sorgt natürlich für zusätzliche Brisanz.

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Das Ende des ukrainischen Gastransits und die Folgen für Transnistrien

Von Thomas Röper – 22. Januar 2025

Das Ende des ukrainischen Gastransits hat in der von Moldawien abtrünnigen Republik Transnistrien eine schwere Energiekrise ausgelöst. Die moldawische Regierung freut das und sie scheint darauf zu hoffen, die abtrünnige Republik nun wieder einverleiben zu können, aber die Strippen ziehen wieder die USA.

Weitgehend unbemerkt spielt sich in Europa eine humanitäre Katastrophe ab, seit die Ukraine den Transit von russischem Gas zum 1. Januar beendet hat. In Transnistrien sind die Heizungen abgeschaltet und auch Strom gibt es nur noch stundenweise.

Das hat zwei Gründe: Einerseits hat Kiew den Transit von russischem Gas eingestellt und andererseits hat Moldawien die Bezahlung offener Gasrechnungen in Höhe von etwa 700 Millionen Dollar verweigert, sodass Gazprom Moldawien nicht mehr beliefert. Moldawien kauft sein Gas nun viel teurer in Europa ein und lässt Transnistrien am ausgestreckten Arm verhungern, oder besser gesagt, erfrieren.

Zankapfel Transnistrien

Transnistrien gehört völkerrechtlich zu Moldawien, aber als dort nach dem Zerfall der Sowjetunion Nationalisten die Macht übernahmen, hat sich Transnistrien, in dem vor allem Russen und Ukrainer leben, für unabhängig erklärt und es kam zu einem Krieg, denn russische Truppen beendet haben. Seitdem patrouillieren sie die Kontaktlinie gemeinsam mit moldawischen und transnistrischen Soldaten.

Es gab in den Jahrzehnten danach keine Zwischenfälle an der Grenze, die Kontaktlinie ist ruhig. Der Konflikt um Transistrien ist der ruhigste eingefrorene Konflikt der Welt, was aber nicht heißt, dass man ihn bei Bedarf nicht wieder anheizen könnte.

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„Rechter Internationalismus“ oder Souveränität? Die AfD und der Amtsantritt von Donald Trump

Von Alexander Neu – 22. Januar 2025

Mit dem Amtsantritt als 47. Präsident der Vereinigten Staaten gehen international Erwartungen und Befürchtungen einher. Wenn man sich das Stimmungsbild in der deutschen politischen Klasse und der Mainstreammedienlandschaft anschaut, dann überwiegen bei weitem die Befürchtungen. Jenseits dieser Befürchtungen gibt es eine Partei, die den erneuten Amtsantritt von Donald Trump als neuen Präsidenten kaum erwarten konnte, die AfD. Das führt in Folge zu programmatischen Widersprüchen bei der AfD und bringt zugleich eklatante Doppelstandards im politischen und medialen Mainstream ans Licht.

Zum offiziellen Amtsantritt Trumps reiste gleich eine ganze AfD-Delegation nach Washington. Zwei Wochen zuvor, am 9. Januar 2025, fand sogar ein als „Interview“ bezeichnetes Gespräch zwischen Elon Musk, US-Milliardär und Vertrauter des künftigen US-Präsidenten D. Trump, und Alice Weidel, Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, statt. Musk nutzte für das „Interview“ die ihm gehörende Plattform X.

Die Mainstreammedien und die politischen Parteien befanden sich in heller Aufregung. Nicht nur, dass der von ihnen ungeliebte Trump der neue US-Präsident sein würde und somit die transatlantischen Beziehungen erneut vor existenziellen Herausforderungen stehen könnten. Nein, dass dieser Trump und seine Leute auch noch eine privilegierte Beziehung mit der nicht weniger ungeliebten deutschen Partei AfD eingehen könnten – ein transatlantischer Super-GAU bahnt sich an.

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Geopolitik: Polens Ambitionen in Osteuropa und der Ukraine

Von Dmitrij Bunewitsch/TASS (Übersetzung: Thomas Röper) – 21. Januar 2025

In deutschen Medien sind die Ambitionen der polnischen Regierungen der letzten 30 Jahre kein Thema. Dabei verfolgen sie, egal wie sehr sie untereinander zerstritten sind, die gleichen geopolitischen Ziele, nämlich die Vorherrschaft in Osteuropa.

Im westliche Europa ist Nationalismus verpönt, aber in vielen osteuropäischen Ländern ist Nationalismus Mainstream. Ein klassisches Beispiel dafür ist Polen, dessen Regierungen seit der Unabhängigkeit Polens nach dem Ersten Weltkrieg versuchen, Polen zur Vormacht in Osteuropa zu machen.

Darüber hat ein Experte der russischen Nachrichtenagentur TASS eine interessante Analyse geschrieben, die ich übersetzt habe. […]

Nur ein Werkzeug zur Verwirklichung seiner Ambitionen: Was Polen von der Ukraine will

Dmitrij Bunewitsch über Warschaus Ziele im Konflikt und seinen Anspruch, eine regionale Führungsrolle zu übernehmen

Der jüngste Besuch von Wladimir Selensky in Warschau hat gezeigt, dass die Widersprüche zwischen Polen und der Ukraine nach wie vor stark sind. Fast drei Jahre nach seiner leidenschaftlichen Umarmung mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda in der Werchowna Rada wurde deutlich, dass die Erinnerung an das Wolhynien-Massaker, den von Bandera-Nationalisten während des Zweiten Weltkriegs verübten Völkermord an den Polen, die Beziehungen zwischen Kiew und Warschau noch immer vergiftet. Es geht jedoch nicht nur um gegenseitige historische Ansprüche. Die Widersprüche zwischen Polen und der Ukraine sind viel grundsätzlicher und hängen mit unterschiedlichen Vorstellungen über die Zukunft der Region zusammen. Die Polen wollen keine geeinte nationalistische Ukraine in der NATO und der EU. Das eigentliche Ziel Warschaus ist die polnische Vorherrschaft in Osteuropa.

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Kinder brauchen eine starke Stimme – Verfahrensbeistände kämpfen um ihre Existenz

Von Karin Steinberg – 21. Januar 2025

Seit 13 Jahren vertrete ich als Verfahrensbeiständin Kinder und Jugendliche vor Familiengerichten. Meine Aufgabe ist es, die Interessen und Bedürfnisse von Kindern in Verfahren zu vertreten – manchmal auch gegen die Vorstellungen der Eltern. Salopp gesagt bin ich eine „Anwältin für Kinder“, unabhängig und ausschließlich dem Kindeswohl verpflichtet. Diese Aufgabe ist wichtig und erfüllend, aber auch herausfordernd. Von Karin Steinberg.

Doch diese essenzielle Arbeit wird zunehmend erschwert: Die Vergütung der Verfahrensbeistände ist seit 2009 unverändert. Während andere Akteure (Sachverständige, Berufsbetreuer etc.) im familiengerichtlichen Umfeld in den letzten Jahren Erhöhungen ihrer Stundensätze bzw. Pauschalen erhalten haben, stagniert die Pauschale für Verfahrensbeistände seit 16 Jahren.

Die Realität: Unveränderte Pauschalen trotz wachsender Kosten

Für eine „einfache Bestellung“ – bei dem lediglich Gespräche mit dem Kind geführt werden – erhalte ich 350 Euro brutto. Bei einer „erweiterten Bestellung“, die Gespräche mit dem Kind, Eltern und weiteren Bezugspersonen umfasst, liegt die Pauschale bei 550 Euro brutto. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Verhandlungen anfallen, wie oft ich mit den Beteiligten spreche oder wie viele Kilometer ich zurücklege.

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