Von Stefan Steinberg – 29. Oktober 2024
Die iranisch-deutsche Fotografin Shirin Abedi wurde aufgefordert wurde, sich zu entschuldigen, weil sie bei einer Preisverleihung der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) die Parole „Free Palestine“ (Freiheit für Palästina) geäußert hat. Das Vorgehen gegen sie ist beschämend.
Abedi ist eine angesehene Fotojournalistin, deren Arbeiten in Deutschland, Frankreich, Finnland, Estland und Bangladesch ausgestellt wurden. Im Laufe ihrer Karriere hat sie für führende deutsch- und englischsprachige Medien gearbeitet.
Am 12. Oktober veranstaltete die DGPh ihre jährliche Preisverleihung, bei der u.a. Abedi für ihr geplantes Projekt ausgezeichnet wurde, die Folgen des Diebstahls und des illegalen Handels von kulturellen Artefakten aus Südwestasien zu erforschen.
Als Abedi, die eine arabische Kufiya trug, ihren Preis entgegennahm, erklärte sie in einer einminütigen Rede, dass „während wir hier feiern, gerade ein Völkermord für plausibel erklärt ist, und an den Leuten in Gaza und Palästina passiert.“ Sichtlich bewegt, fügte sie hinzu, dass „im letzten Jahr 126 meiner Kolleg/innen in Palästina getötet wurden“. Sie fuhr fort mit dem Appell: „Bleibt widerständig und bildet euch weiter.“ Daraufhin machte sie ein Friedenszeichen und beendete ihre Ausführungen mit dem Aufruf: „Free Palestine!“
Nur zwei Tage später erhielt Abedi einen skandalösen Brief vom Vorsitzenden der DGPh-Sektion Kunst, Markt und Recht, Thomas Gerwers. Er warf ihr „politische Propaganda“, „dogmatischen Fanatismus“ und „anti-israelische Agitation“ vor. Und das angesichts der Ermordung zehntausender palästinensischer Männer, Frauen und Kinder in Gaza – einem Kriegsverbrechen von beispiellosem Ausmaß.