Von Thomas Scripps – 4. September 2024
Die Massenproteste der vergangenen Tage haben den breiten Widerstand der israelischen Bevölkerung gegen die rechtsextreme Netanjahu-Regierung deutlich gemacht. Sie haben aber auch gezeigt, dass jede oppositionelle Bewegung, die in einer zionistischen Perspektive befangen bleibt, in einer politischen Sackgasse endet.
Am Sonntag gingen Hunderttausende auf die Straße, darunter auch große Teile der Arbeiterschaft. Es war der größte Protesttag seit Beginn des völkermörderischen Kriegs, den Israels seit Oktober 2023 im Gazastreifen führt. Die Proteste entzündeten sich daran, dass die Regierung keinen Geiselaustausch ausgehandelt hatte. Auslöser war die Bergung von sechs toten Israelis aus dem Gazastreifen am Vortag. Der Gewerkschaftsverband Histadrut hatte daraufhin für Montag zu einem Generalstreik aufgerufen.
Besonders aufgebracht waren die Menschen darüber, dass Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Kabinett nur wenige Tage zuvor, am Donnerstag, einen Geiselaustausch torpediert hatten, indem sie auf der weiteren Kontrolle Israels über den Philadelphi-Korridor bestanden – den Grenzstreifen zwischen Gaza und Ägypten. Eine Obduktion des israelischen Gesundheitsministeriums hatte ergeben, dass die sechs Geiseln erst am Donnerstag oder Freitag bei Kämpfen zwischen den israelischen Verteidigungskräften und palästinensischen Kämpfern getötet wurden.
Diese Ereignisse haben deutlich gemacht, dass der israelischen Regierung das Leben nicht nur der Palästinenser, sondern auch der Geiseln gleichgültig ist. Die Geiseln wurden in zynischer Weise als Vorwand für einen Vernichtungskrieg benutzt, der darauf abzielt, so viele Palästinenser wie möglich zu ermorden und sie aus Gaza und zunehmend auch aus dem Westjordanland zu vertreiben. Mit den verstärkten israelischen Militärschlägen gegen die Hisbollah im Libanon sowie gegen Syrien und den Iran droht eine Eskalation des Konflikts in der gesamten Region.