Von Clara Weiss – 30. August 2022
[Vorbemerkung der Redaktion: In dem nachfolgenden Beitrag wird der Anschluss der Krim an Russland als Annexion des „Putin-Regimes“ bezeichnet. Völkerrechtlich gesehen handelte es sich dabei jedoch nicht um eine Annexion, sondern um einen Beitritt der Krim zur Russischen Föderation, dem ein Referendum vorausgegangen war.] Am Montag kündigten die Regierung und das Militär der Ukraine den Beginn einer Gegenoffensive gegen die russischen Truppen an. Im Mittelpunkt steht dabei die Rückeroberung der Stadt Cherson im Süden des Landes. Die Sprecherin des ukrainischen Südkommandos, Natalia Humenjuk, erklärte: „Heute haben wir Offensiven in mehrere Richtungen gestartet, u.a. in der Region Cherson.“ Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte in seiner Ansprache am Montagabend: „Wenn die russischen Soldaten überleben wollen, ist es jetzt Zeit für sie zu fliehen. Die Besatzer sollten wissen, dass wir sie an die Grenze vertreiben werden. An unsere Grenze, deren Verlauf sich nicht geändert hat.“ Am Sonntag soll Selenskyj ein geheimes Treffen mit Vertretern des ukrainischen Verteidigungs- und Sicherheitssektors abgehalten haben, an dem die Leiter der Streitkräfte, der Geheimdienste, des Verteidigungs- und des Innenministeriums und der ukrainischen Sicherheitsbehörden sowie andere Verteidigungskräfte teilnahmen. CNN berichtete am Montag unter Berufung auf eine anonyme Quelle im ukrainischen Militär, dass „die Operation in der Nacht mit einem massiven Beschuss der russischen Stellungen und des Hinterlandes begann“. Die Quelle behauptete auch, das ukrainische Militär habe vier Dörfer in der Region Cherson eingenommen. Die russischen Behörden wiesen diese Behauptungen anfangs zurück und erklärten, es handele sich nur um eine „virtuelle Offensive“, mit der sich die Ukraine zusätzliche militärische Unterstützung durch die Nato sichern wolle. Doch am Montagabend berichteten die russischen Medien, das ukrainische Militär habe bei seiner „versuchten Gegenoffensive“ in den Regionen Cherson und Nikolajew schwere Verluste erlitten. Laut dem russischen Verteidigungsministerium hat das ukrainische Militär 560 Soldaten, 26 Panzer und zwei Kampfjets des Typs SU-25 verloren. Die russischen Medien berichteten außerdem, die Stadt Nowa Kachowka in der Region Cherson habe unter starkem Beschuss des ukrainischen Militärs gelegen. Die Stadt liegt direkt am Dnepr und wurde fast seit Beginn der russischen Invasion im Februar von der russischen Armee als Logistikzentrum benutzt. Berichten zufolge hat das ukrainische Militär mit HIMARS-Raketenwerfern aus amerikanischer Produktion auf das Elektrizitäts- und das Wasserwerk der Stadt geschossen, so dass die Strom- und Wasserversorgung für die fast 46.000 Einwohner der Stadt unterbrochen werden musste.