Von SGP – 12. Februar 2024
Die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) protestiert auf das Schärfste gegen die Entlassung von Ghassan Hage durch die Max-Planck-Gesellschaft und fordert seine sofortige Wiedereinstellung. Wir appellieren an Akademiker, Studierende und alle, die demokratische Rechte nicht widerstandlos den Angriffen der Rechten preisgeben wollen, sich diesem Protest anzuschließen.
Der libanesisch-australische Wissenschaftler, der in Melbourne, Beirut, Nanterre (Paris), Kopenhagen und Harvard gelehrt hat, war seit April 2023 als Gastdozent am Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie in Halle (Saale) tätig. Nun hat ihn die Max-Planck-Gesellschaft fristlos entlassen, weil er in sozialen Medien den israelischen Massenmord an den Palästinensern verurteilt hat.
Ghassan Hage [Photo by Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung; das Bild und die Website sind inzwischen gelöscht]
Die Bedeutung des Angriffs auf Ghassan Hage geht weit über den individuellen Fall hinaus. Hier wird ein Präzedenzfall geschaffen, um Forschung und Lehre gleichzuschalten. Die Max-Planck-Gesellschaft hat mit 84 Forschungseinrichtungen, 24.000 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 2,5 Milliarden Euro enormen Einfluss darauf, welche Forschungsinhalte in Deutschland gefördert werden und wer eine Professoren- oder Doktorandenstelle erhält.
In einer Zeit, in der Deutschland massiv aufrüstet und die Regierung verkündet, die Deutschen müssten wieder „kriegstüchtig“ werden, signalisiert die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Rauswurf Hages, dass sie keine Lehrinhalte und Meinungen mehr duldet, die im Gegensatz zu den politischen Zielen der Regierung und der herrschenden Eliten stehen.
Den Anlass für die Entlassung Hages lieferte ein reißerischer Hetzartikel, der am 5. Februar in der Tageszeitung Welt erschien. Unter der Überschrift „Antisemitismus-Skandal erschüttert deutsche Nobelpreis-Schmiede“ warf das rechte Springer-Blatt dem Wissenschaftler vor, er predige „Israel-Hass“ und glorifiziere unverkennbar den „Terror der Hamas“. Drei Tage später erfuhr Hage von seinem Rausschmiss durch die Führung der Max-Planck-Gesellschaft in München. „Niemand in München, ob Anwalt oder jemand anderes, hat mich kontaktiert oder um meine Meinung gebeten,“ berichtet er auf seinem Blog.
Die Max-Planck-Gesellschaft teilte in einer kurzen Stellungnahme von zwei Absätzen mit, man habe sich von dem „in der Fachcommunity bekannten und angesehenen libanesisch-australischen Wissenschaftler“ getrennt, weil „unter den von ihm in jüngerer Zeit über soziale Medien verbreiteten Ansichten viele mit den Grundwerten der Max-Planck-Gesellschaft unvereinbar“ seien. „Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, Diskriminierung, Hass und Hetze haben in der Max-Planck-Gesellschaft keinen Platz.“
Hage weist diese verleumderischen Vorwürfe kategorisch zurück. „Ich stehe zu allem, was ich in meinen sozialen Medien sage,“ schreibt er. „Ich habe ein politisches Ideal, für das ich in Bezug auf Israel/Palästina immer gekämpft habe. Es ist das Ideal einer multireligiösen Gesellschaft, die aus Christen, Muslimen und Juden besteht, die in diesem Land zusammenleben. Meine akademischen Schriften zu diesem Thema, und sie sind umfangreich, zeugen davon, wie ich immer für dieses Ideal gekämpft habe.“