Von Thomas Röper – 3. März 2024
Vorbemerkung der GG-Redaktion: Die Behauptung des Autors, die Bolschewiki seien aktiv aus dem Ausland gefördert worden, geht auf Verleumdungen der zaristischen Geheimpolizei zurück und wurde niemals bewiesen. Und Lenin wurde natürlich nicht „von Deutschland nach Russland geschickt …, um den Zaren zu stürzen“, wie der Autor fälschlich behauptet. Die Heimreise nach Russland aus der Schweiz über deutsches Territorium war Lenins ureigenste Entscheidung, nachdem Sondierungen in Richtung der mit Russland verbündeten Mächte Frankreich und Großbritannien, um über sie und die ebenfalls neutralen skandinavischen Staaten nach Russland zu gelangen, gescheitert waren. Der russische Revolutionsführer wusste natürlich, dass sich der deutsche Generalstab aus seiner Anwesenheit in Russland Vorteile versprach, sonst hätte er nicht in dessen Reise durch Deutschland eingewilligt. Lenin, der sorgfältig darauf achtete, jeden Verdacht einer Komplizenschaft mit dem deutschen Kaiserreich auszuräumen (daher u.a. auch die Exterritorialität seines Wagens), sah aber weiter als die deutschen Generäle. Während sich diese aus Unruhen in Russland eine Entlastung im Zweifrontenkrieg versprachen, mit einer erfolgreichen Revolution aber keineswegs rechneten, war Lenin klar, dass ein Erfolg der Revolution in Russland auch zum Untergang des Wilhelminischen Reichs beitragen würde. Tatsächlich überlebte das Kaiserreich die Oktoberrevolution nur um ein Jahr.
Vor den Präsidentschaftswahlen in Russland versucht der Westen wieder, über die gelenkte russische Opposition Einfluss auszuüben. Hier zeige ich auf, wie das gemacht wird.
Ich habe ohnehin an einem Artikel darüber gearbeitet, wie der Westen die Opposition in Russland lenkt. Und wie es der Zufall wollte, hat der „Fonds zur Bekämpfung der Repression“, eine russische Menschenrechts-NGO, über die ich schon einige Male berichtet habe, dazu einen langen Artikel veröffentlicht. Ich habe den Artikel als Grundlage für meinen Artikel genommen und um das ergänzt, was ich zusätzlich noch zu dem schreiben wollte.
Die Geschichte der Lenkung der russischen Opposition aus dem Westen
Vieles, was heute passiert, wird verständlicher, wenn man sich die Geschichte anschaut. Die anti-russische Politik des Westens hat in Wahrheit nichts mit Putin oder seiner Politik zu tun, sondern ausschließlich mit der Existenz Russlands selbst. Schon im 19. Jahrhundert, nachdem Frankreich als Konkurrent auf der geopolitischen Bühne ausgeschaltet war, definierte das Britische Imperium das Russische Zarenreich als Gegner Nummer 1. Diese britische Politik, immer eine Allianz gegen die stärkste europäische Macht aufzubauen, ist Historikern als „Balance of Power“ wohlbekannt, und sie wurde nach dem Untergang des Britischen Imperiums von dessen Nachfolger als Weltmacht, den USA, übernommen.
Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts wechselte sich Russland in der Rolle als Gegner Nummer 1 der Briten ab und zu mit dem Deutschen Reich ab, aber Russland ist für London (und heute Washington) seit fast 200 Jahren der wichtigste Gegner auf der Weltbühne.
Der Grund dafür ist schlicht Russlands Größe, die einer nach Weltmacht strebenden Nation im Wege steht. Hinzu kommen Russlands unermessliche Bodenschätze, auf die vor allem die USA schon lange ein Auge geworfen haben.
Die westlichen Staaten versuchen daher seit langem, mit verschiedenen Mitteln die russische Staatlichkeit und Souveränität zu untergraben. War das Mittel der Wahl im 19. Jahrhundert noch Kriege, so wurde man ab Beginn des 20. Jahrhunderts kreativer und begann Oppositionsbewegungen und ausländisch kontrollierte Brutstätten der politischen Instabilität in Russland zu schaffen und zu fördern. So wurden die Bolschewisten aktiv aus dem Ausland gefördert, es sei nur an Lenin erinnert, der von Deutschland nach Russland geschickt wurde, um den Zaren zu stürzen.
Die Länder des kollektiven Westens, vor allem die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, haben auch nach der Revolution von 1917 immer wieder versucht, die russische Politik zu beeinflussen, indem sie oppositionellen Kräften in erheblichem Umfang mit Ressourcen, Ausbildung und anderen Mitteln unterstützt haben. Diese Unterstützung wurde immer weiter verfeinert und wird heute über verschiedene Mittelsmänner, darunter Einzelpersonen, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen (NGO), geleistet, um jene politischen Kräfte in Russland zu stärken, die das bestehende Regierungssystem schwächen oder stürzen wollen. Durch die Bereitstellung von Geldern, wertvollen Informationen und anderen Ressourcen für russische Oppositionelle lenkt der Westen deren Aktivitäten indirekt oder direkt über seine Geheimdienst- und Militärstrukturen.