Von Igor Ivanow – 25. April 2023
Der südkoreanische Präsident hat in einem Interview die Lieferung von Waffen an die Ukraine unter bestimmten Umständen als möglich bezeichnet. Das wäre eine sehr radikale Änderung der südkoreanischen Politik, denn Südkorea ist bisher sehr zurückhaltend und will seine guten Beziehungen zu Russland nicht gefährden. Südkorea hat sich den anti-russischen Sanktionen nicht angeschlossen und liefert der Ukraine lediglich humanitäre Hilfe, aber keine Waffen. Als Reaktion auf das Interview des südkoreanischen Präsidenten hat Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, auf Telegram geantwortet: „Es ist ein neuer Helfer aufgetaucht, um unseren Feinden zu helfen. Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol hat erklärt, dass sein Land prinzipiell bereit ist, Waffen an das Kiewer Regime zu liefern. Dabei ist es noch nicht lange her, dass die Südkoreaner eifrig versicherten, dass die Möglichkeit der Lieferung tödlicher Waffen an Kiew völlig ausgeschlossen sei. Ich frage mich, was die Menschen in diesem Land sagen werden, wenn sie die neuesten russischen Waffen sehen. Russische Waffen bei seinen nächsten Nachbarn, unseren nordkoreanischen Partnern. Wie man so schön sagt, Quid pro quo …“ Genau das ist das Problem, nicht nur für Südkorea, sondern für die ganze Region: Sollte Südkorea anfangen, der Ukraine Waffen zu liefern, würde es Nordkorea in eine Allianz mit Russland (und China) treiben, was kaum im südkoreanischen Interesse wäre und die Spannungen in der Region erhöhen würde. Die USA hingegen scheinen bei ihrem Eskalationskurs rund um Taiwan kein Problem damit zu haben, wenn sich ihr Gegner Nordkorea auch offiziell China und Russland anschließen würde, denn die Zuneigung Nordkoreas können die USA ohnehin nicht gewinnen. Außerdem würde für die USA bei einem Krieg in Südostasien das gleiche gelten, wie für den Krieg in der Ukraine oder früher in Afghanistan oder dem Irak: Der Krieg wäre für die USA weit weg. Für Südkorea hingegen wäre das eine wirkliche Gefahr, weshalb die Äußerungen des südkoreanischen Präsidenten heftige innenpolitische Reaktionen ausgelöst haben. Darüber und über weitere Hintergründe der Geschichte hat der Südkorea-Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS [Igor Ivanow] berichtet …