Von Thomas Röper – 7. Januar 2024
Schon Ende November 2022 hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter ein Video hochgeladen, in dem sie davon sprach, dass seit Beginn der Eskalation im Februar 2022 schon 100.000 ukrainische Soldaten getötet worden seien. Aber dass 100.000 Soldaten gefallenen Soldaten sind, hat Kiew nicht gefallen, weshalb Kiew protestiert hat. Die EU-Kommission hat das Video daraufhin schnell wieder gelöscht und eine neue Version hochgeladen. Das neue Video wurde um sieben Sekunden gekürzt und die Aussage, die Ukraine habe 100.000 getötete Soldaten zu beklagen, fehlte danach.
Nach russischen Angaben hat die Ukraine bei der sogenannten Gegenoffensive ab Sommer 2023 noch einmal über 100.000 Soldaten verloren, was bedeuten würde, dass die Ukraine weit mehr als 200.000 Soldaten verloren hat, denn zwischen November 2022 und dem Beginn der Gegenoffensive lag auch noch mehr als ein halbes Jahr. …
Am 30. Dezember 2023 ist bei der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) unter der Überschrift „EU-Chefausbilder Marlow: «Die Ukrainer schicken uns Soldaten, die kaum Kenntnisse und Erfahrungen haben»“ ein Interview mit Generalleutnant Andreas Marlow, dem Kommandeur der EU-Ausbildungs- und Trainingsmission für die Ukraine, erschienen, in dem der deutsche General zwar viele lobende Worte für die ukrainischen Soldaten fand und natürlich von großen russischen Verlusten redete, aber er stellte auch fest, dass die heutigen ukrainischen Soldaten im Grunde unerfahrene und zwangsmoblisierte Zivilisten sind. In dem Interview sagte er quasi nebenbei folgenden Satz, der von den Medien in Ost und West jedoch kaum wahrgenommen wurde:
„Von den 200.000 professionellen Soldaten, die es im Februar 2022 gab, ist die überwiegende Zahl inzwischen gefallen, verwundet oder befördert. Die überwiegende Zahl der ukrainischen Frontsoldaten heute sind Zivilisten oder bestenfalls Reservisten.“
Der deutsche General bestätigt also die Zahl von 200.000 ukrainischen Verlusten, wobei darunter laut seiner Aussagen auch Beförderungen sind. Ich befürchte leider, dass die 200.000 ukrainischen Verluste eine optimistische Aussage sind, weshalb der deutsche General sie öffentlich genannt hat, ohne dass es danach Widerspruch aus Kiew, Brüssel oder Washington gegeben hätte. …
Jurij Luzenko, der ehemalige ukrainische Innenminister (2005 bis 2006 und 2007 bis 2010) und ehemalige Generalstaatsanwalt (2016 bis 2019) sagte in einem Interview mit einem ukrainischen Fernsehsender, die Ukraine könnte sogar schon 500.000 getötete und verwundete Soldaten zu beklagen haben. Dass in Kiew über die Mobilisierung von zusätzlichen 500.000 Soldaten gesprochen wird, liegt demnach daran, dass eine genauso hohe Zahl an verlorenen Soldaten ersetzt werden muss:
„Sie [der ukrainische Präsident Selensky, Verteidigungsminister Umerow und Armeechef Saluzhny] sollten die Zahl der toten Ukrainer nennen. Ich weiß, dass sie das nicht wollen. (…) Wir müssen ehrlich sein: die 500.000, von denen sie jetzt sprechen, sind, wenn man sie durch Monate teilt, sind das 30.000 pro Monat. Und dann verstehen wir ungefähr, was an der Front passiert, mit den Toten und Schwerverletzten.“